Ukraine & Moldawien & Youtube Stuff (KM-Partys/GemüseInterviews) & wenige neue Fotos
- B&M
- 29. Juli 2019
- 7 Min. Lesezeit
Seit dem letzten Mal schreiben sind anscheinend 10 Tage vergangen, die letzten 4 davon haben wir die Fahrräder nicht bewegt.
Vor 10 Tagen sind wir um ca. 22 Uhr mit dem Zug in der kleinen Stadt Shmerinka angekommen. Couchsurfing hatte leider nicht geklappt, also haben wir das erste Mal im Dunkeln nach einem Schlafplatz gesucht. Im Dunkeln in den fremden Städten zu fahren und bergab ohne Straßenbeleuchtung, aber inklusive Schlaglöcher zu radeln, ist ein Abenteuer. Maries Headlight in Kombination mit Bennos LED Narbendynamofahrradlicht + einer weiteren Headlight machen es erträglich. Auf der anderen Seite hat es auch Vorteile, im Dunkeln einen Schlafplatz zu suchen. Die Ansprüche sinken und man sieht auch nicht, wenn es hässlich ist oder ein fetter Kuhfladen oder Müll in der Nähe liegt. Aber dieser eine Schlafplatz, den wir dann gefunden haben, war toll. Ein wenig von der Straße weg auf einem Feld neben einer alten 5x5m Stahldingbumsanlage für was auch immer. Der Plan am nächsten Morgen früh loszufahren wurde zum einen von dem vielen Tau und damit nassen Zelt gestört und zum anderen von einem sehr netten Bauern, der die Wiese nebenan gepflegt hat. Mit Händen und Füßen ging die Unterhaltung los und er erklärte uns, dass wir eine andere Route fahren sollten als die von uns geplante, weil die Straße dort besser sei. Die 10 Eier und die Milch, die wir dann noch von ihm bekamen, verzögerten die Abfahrt erneut. Die mussten ja erst noch verzehrt werden.
Mit einem Zettel mit den Städtenamen, die wir nicht entziffern konnten, ging es dann los in die „falsche“ Richtung, nämlich in die, aus der wir gekommen waren. Marie fand es lustig, Benno sah sein Entwicklungspotential, sich darauf einzulassen. Wir gingen mit dem Zettel auf ein paar Leute los, um nach dem Weg zu fragen. Uns wurde klar, dass ein Zettel schon sehr praktisch ist. Man gibt ihn ab und die Probanden haben quasi eine konkrete Aufgabe bekommen. Nachdem die es dann mit ein paar Worten russisch/rumänisch oder sonst was probieren, geht das Spiel dann in Pantomime über.
Benno fand es nicht mehr so lustig, als wir nach dem zweiten Mal fragen wieder in eine komplett andere Richtung zurückgeschickt wurden. Naja, wir endeten letztlich auf unserer ersten Autobahn. Super Asphalt und geradeaus und immer 100 Höhenmeter bergab auf 5 km Strecke und dann wieder 100 Höhenmeter bergauf. Hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht, ein wenig schade nur um die Dörfer, die man so vermisst, war es schon.
Abends sind wir dann auf kleine Straßen abgebogen, die aber vollkommen in Ordnung gewesen sind. Bei einem beeindruckenden Himmel und ankommendem Regenschauer haben wir uns untergestellt und danach recht direkt einen Schlafplatz gefunden und uns hingelegt. Am nächsten Morgen war die Straße an vielen Stellen noch sehr nass, sodass uns klar wurde, dass wir eher am Rande des Regenfalls gewesen sind. Weiter über die kleinen Straßen durch tolle Dörfer wurde es immer lehmiger. Manchmal kaum vorher abzusehen, sank das Hinterrad einige cm in den Boden und nahm dabei einiges an Lehm mit. Am Anfang war es noch recht lustig, dass plötzlich das Rad im Fahrrad nicht mehr zu drehen war. Bei Benno aufgrund der Schutzbleche schneller als bei Marie. Ein Dorfbewohner hat uns zum Glück frühzeitig, erneut mit Pantomime, verständlich gemacht, dass wir lieber eine andere Straße nehmen sollen, die mehr Steine und weniger Lehm hat. Puh, das war der mental und körperlich anstrengendste Vormittag mit insgesamt 4 km für uns. Vier Meter schieben, tragen, rutschen und dann wieder mit einem Stock oder ähnliches die Räder saubermachen. Dann wurde die Straße zum Glück besser, wir säubern die Fahrräder soweit, dass nix mehr schleift und stoppt. Es geht weiter – bis in die nächste Senke 5 Minuten später und alles geht wieder von vorne los.
Fotos gibt es nicht, aber Videos, die noch zu schneiden sind. Hab nen paar Screenshots vom Video für den ersten Eindruck hinzugefügt. (s. Album Polen, Ukraine, Moldawien)
Das Motto des weiteren Tages war:
„Umsetzen was beide wollen – wenn man gar nicht weiß was man selber will und der andere nicht ausspricht was er will weil er es ja noch gar nicht weiß.“
Am Abend war der eigentliche Plan, in der Grenzstadt einzukaufen, noch was essen, dann über die Grenze und dann sehr direkt einen Schlafplatz in Moldawien suchen. Naja, nach dem Einkaufen sind wir dann doch direkt über die Grenze (ohne was zu essen), weil wir kein ukrainisches Geld mehr übrig hatten. Danach gab es auch leider kein Restaurant mehr (in dem man hätte mit Visa bezahlen können) und die Kommunikation zwischen uns zweien wurde schon schwieriger (Maries Hungerlevel stieg und die Erschöpfung machte sich breit). Wenn Benno es merkt, versucht er Marie alles recht zu machen, aber das Problem ist, dass Maries Versuche auszudrücken, was ihr recht ist, nicht ankommen. Und so starrte sie, nach Bennos Empfinden, lediglich Löcher in die ausländische Luft. Wir sind dann noch etwas weitergefahren, es ging auch nur krass bergauf und hatten dann noch einen Brunnenfail (wir brauchten Wasser, aber der Brunnen war nicht zugänglich) und haben letztendlich ein super geilen Grill gefunden, der uns wieder hergestellt hat. Hier das Gemüse-Interview dazu.
Oh und dann kam diese Nacht. Haha, alles gut gegangen wie immer, aber Benno wird es nicht vergessen. Wir haben nämlich wieder im Dunkeln einen Schlafplatz gesucht und Moldawien ist voll von Obst- bzw. Äpfel-Plantagen. Direkt neben der Straße ging eine los und zack - wir reingefahren und neben dem Feldweg (Zugang zur Plantage) quasi zwischen Feldweg und Apfelbäumen das Zelt aufgeschlagen. Aus der Ferne hörte man einen Traktor, der anscheinend den Abend nutzte, um zu wässern. Das Geräusch war mal näher, mal ferner. Beide vollgefressen und müde war der Fokus aber auf: einfach schlafen.
Benno:
Beim Einschlafen hörte ich den Traktor näher kommen. Unbemerkt hatte sich die Angst in mir breitgemacht, dass der betrunkene, in Trance versetzte Bauer, der die ganze Nacht zwischen den Apfelbäumen hin und her fährt, unser Zelt übersehen wird und drüberfährt. Bereits zwischen Traum und Wirklichkeit halb eingeschlafen wurde es zwischen diesen zwei Welten ein wenig heller. In der wirklichen Welt, in die ich immer weiter zurückgezogen wurde, kam ein „ ohhh ohhhh ohhhhh“ immer länger und lauter werdend, parallel zu der heller werdenden Zeltwand über meine Lippen und wieder in meine noch schlafende Ohren. Dann ging alles sehr schnell. Ich wachte fast komplett auf und sah, wie das Zelt hell erleuchtet wurde und hörte den Traktor super schnell ganz nah über den unebenen Boden brettern und –zack- war er an uns vorbei über den Feldweg nebenan gefahren. Ich atmete auf und legte mich wieder hin und schlief ein. Etwas unruhig bin ich nachts erneut, vielleicht wegen den andauernden Traktorgeräuschen aus der Ferne, aufgewacht und musste zum Wasserlassen aus dem Zelt. Die Gelegenheit habe ich genutzt, um unser Warnwestenzeuch um das Zelt zu verteilen. Top, jetzt haben wir die auch mal genutzt.
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Der nächste Tag ging dann erneut über eine „Autobahn“, genannt „M2“, von den Amerikanern erbaut (wieso auch immer – google ich gleich mal). Immer wieder auf und ab und schöne Ausblicke, weite Landschaften, Kaffee und WLan an den Tankstellen, viele KM geradelt mit super Laune.
Die Hauptstraßen haben Spaß gemacht und die Dörfer, die wir in Moldawien durchradelt haben, waren spannend. Überall laufen Tiere rum und die Moldawen scheinen alle selber einiges an Obst und Gemüse anzubauen. Wir bekommen sehr häufig super leckeres Obst geschenkt und dürfen den selbstgemachten Saft bzw. „Muus“ (Wasser, Zucker und eingelegtes Obst) probieren. „Natur, no Magazin“ – schallt es von den Locals stolz. In den kleinen Supermärkten (Magazins) gibt es keine Äpfel, Zwiebeln, ect. zu kaufen, da diese jeder selber hat. Einmal haben wir die sehr gut englischsprechenden Shopbesitzer gefragt, ob wir denn von deren privaten Äpfeln was kaufen können und zack haben wir etliche Äpfel, Zwiebeln und noch jeweils eine Flasche Saft und eine Flasche Wein im Gepäck.
Die nächsten Tage geht es weiter auf und ab und die Aussichten sind toll. Wir fahren mitten durch ein Sonnenblumenfeld und der Boden ist lehmig trocken super zu fahren. Bennos ängstlicher Blick geht zum blauen Himmel hoch. Es ist irgendwas zwischen 30° und unter 40°. Wir finden zwei tolle Schlafplätze direkt am See und machen früh Schluss, da wir merken, dass uns der Matsch und das Ballern in den Muskeln sitzt. Nach sechs Tagen am Stück fahren mit durchschnittlich 54 km am Tag kommen wir in einem kleinen Dorf bei unserem WarmShowers im Ferienhaus an, wo wir, was wir noch nicht wissen, vier Nächte bleiben (bis dato). Wir sind zunächst alleine, per WhatsApp haben wir das Schlüsselversteck und sonstige Instruktionen erhalten. Total nett. Marie geht es leider nicht gut. Hormone und dann noch Migräne spielen verrückt. Einen ganzen Tag schlafend und starrend in der Hängematte sollten dies lösen. Am zweiten Tag gesellt sich Andrei (unser Gastgeber) zu uns und wir haben tolle Gespräche und ein leckeres auf Holz gekochtes Essen. Vorher lerne ich noch den Nachbarn kennen und irgendwie jedes Mal, wenn ich ihn besucht habe, komme ich sehr betrunken wieder nach Hause. Er braut selber Schnaps und hat Internet mit 50mbits Upload, was für die Videos sehr praktisch ist. Sehr netter Typ und die Unterhaltungsfunktion von Google-Translator hilft sich und die Kultur kennenzulernen. „Von Schnaps bekommt man eine gute Erektion“ – Naja das Gerede eines moldawischen Mannes, erklärt uns Andrei später. Ach ja, und die Bewässerungsanlage springt während des Abendessens um ca. 23 Uhr an. Andrei sagt, es müsste die Tage vorher auch so gewesen sein. Wir sind verwundert, wie fest wir geschlafen haben müssen. Als wir an diesem Abend ins Zelt gehen wollten, bemerken wir, dass in unserem Vorzelt ein Rasensprenger montiert war. Das ganze Zelt steht unter Wasser. Wir dürfen drinnen schlafen.
Andrei verlässt uns am nächsten Tag wieder und sagt, dass wir gerne so lange bleiben können, wie wir wollen. Wir entscheiden, am dritten Tag frühmorgens loszufahren um die Mittagssonne zu vermeiden. Wir mähen noch den Rasen im Garten. Mir fällt auf, wie ewig ich schon keinen Rasen mehr gemäht habe. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Gemüse aus dem Garten und vom Nachbarn. Nach zwei Bissen wird Marie allerdings schlecht und wir entscheiden im Laufe des Abends, nicht am nächsten Morgen loszufahren. Vielleicht war es das Schokoladeneis vom Nachbarn, das Maries Magen motiviert, alles wieder nach oben zurückzugeben.
Fähre von Odessa nach Batumi haben wir für den 4.8. gebucht (aktuell 7 Tage, inklusive heute) und haben noch 220km vor uns. Freuen uns auf Transnistrien und das Stückchen Ukraine, das wir noch durchfahren werden, und das Schwarze Meer. Bis morgen kann man die Fähre kostenfrei stornieren. Es ist und bleibt alles spannend.
Hier ein paar neue Videoeindrücke:
GemüseInterviews:
Hier noch ein paar neue Fotos
Wir freuen uns sehr über Feedback per WhatsApp, E-Mail oder sonstiges
@Janne: Vielen Herzlichen Dank für deine E-Mail!
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