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Pakistan Visa 48h? Wir warten seit mindestens 216h, leider immer noch keine Antwort. Oder doch?

  • B&M
  • 15. Okt. 2019
  • 8 Min. Lesezeit

Indien Visa sind beantragt und können wir am 20.10. abholen. Gestern hatte Benno zwei Anrufe in Abwesenheit von der indischen Botschaft. Sind die Visa bereits fertig oder gibt es ein Problem? Nach 4 verschiedenen VPN Clients und 8h Upload findet ihr das aktuellste Gemüseinterview von 04.10. kurz vor Teheran. Link zur Fotogalerie Iran


Die Eindrücke im Iran überschlagen sich. Wir sprechen mit unglaublich vielen Leuten und es gibt so viel zu beobachten. Wir versuchen es mal chronologisch anzugehen. Vom kaspischen Meer nach Teheran durften wir erneut das Elburs-Gebirge überqueren. Die Straße führt durch Schluchten, an Felsen vorbei, wunderschön durch die Landschaft. Der Verkehr wird immer dichter. Durch den 2km langen Tunnel trampen wir durch. Marie wäre mit dem Fahrrad durchgefahren. Die Frau wird immer verrückter. Die Iraner feiern uns auf dem Weg. Es wird aus dem Fenster geschrien, in verschiedenen Rhythmen gehupt und wir bekommen viele „props“. Aus den Autos der jüngeren Iraner ertönt häufig sehr laute Musik, es fahren einige Partymobile an uns vorbei. Wir machen an einem Restaurant mit Blick auf eine dicht bewaldete Steilwand Pause und essen etwas zu Mittag. Für die Bestellung im Restaurant tippt Benno auf irgendetwas in der Karte, Marie sagt auf Farsi: „Ich mag Tiere und deshalb esse ich kein Fleisch“. Zusätzlich erhalten wir noch Hilfe von dem Pärchen auf dem Nachbar-„Sitz-Couch-Esstisch“. Nach dem Essen hängen wir auf dem gemütlichen bequemen Ding ab. Auf dem Weg zum Klo wird Benno von Mr. Sejedi angesprochen, ein älterer Typ, der auch im Restaurant was isst. Marie kommt dazu und es entsteht ein nettes Gespräch. Irgendwie wirkt es komisch auf uns - viele Leute sitzen um ihn herum, teilweise mit etwas Entfernung. Er lädt uns zu sich an den Tisch auf einen Kaffee ein und seine Begleiterin erzählt uns, dass Mr. Sejedi ein großer Mann ist. Er hat 5000 Stiefsöhne auf der ganzen Welt und ist Vorsitzender o.Ä. in Karate und ein Businessman. Tja…und dann kam das eine zum anderen, Benno bekam von ihm einen Ring geschenkt und wurde damit zum 5001 Stiefsohn und Marie zur Stieftochter. Stiefsohn zu sein hat keine Verpflichtungen, wir können auf Mr. Sejedi (den Benno nun „Arajun“, so etwas wie „Großvater“ nennen soll) jederzeit zählen und auf sein Netzwerk von Stiefsöhnen zurückgreifen. Neben der Einladung zu ihm nach Teheran, haben wir auch keine Chance unser Mittagessen zu bezahlen. Nachdem wir Nummern ausgetauscht haben, gibt er noch jedem Angestellten des Restaurants aus einem fetten Geldbündel ca. 1$ pro Person, damit diese an irgendeinen Schrein beten gehen und als Dankeschön für ihre Arbeit. Dann fährt er und sein Staff mit zwei SUV Richtung Teheran davon.

Auch unser Weg geht weiter Richtung Teheran. Die Einladung, die wir von ihm bekommen haben, auf dem Weg nach Teheran in seiner Villa (die er neben seiner Wohnung in Teheran noch hat) zu schlafen, nehmen wir nicht wahr. Allerdings entscheiden wir uns nach etwas überlegen, seine Einladung in seine Wohnung in Teheran anzunehmen. Wir fahren weiter bergauf und nehmen eine kleine, sehr ruhige Straße durch ein Skigebiet. Seit langer Zeit können wir wieder Podcast gemeinsam über die Bluetooth-Box hören. Wir nehmen eine Gondel, die Fahrräder hängen außen dran, auf ca. 3600m. Die Aussicht ist unglaublich. Wir denken, dass wir hier auch wunderschön auf dem Berg in der Natur campen, entscheiden uns allerdings, dafür noch etwas bergab zu fahren. Es wird schnell sehr urban und einen guten Campingspot zu finden wird immer schwerer. Die Straße ist wieder stärker befahren und Benno hat eine sehr enge Situation mit einem LKW, der aufgrund des Gegenverkehrs ohne abzubremsen die Spur für sich beansprucht. Im letzten Moment weicht Benno auf den Kies-Seitenstreifen aus. Alles jut.

Zum Zelten finden wir dann einen Spot am Fluss und unterhalten uns noch mit, unserer Meinung nach, betrunkenen Iranern in Unterhose (die, nicht wir). Umso näher wir an die Hauptstadt kommen, umso lockerer sitzen die Kopftücher und die Autos werden luxuriöser. In Teheran begeben wir uns in die Hände von Arajun. Er ist einer der reichsten Geschäftsmänner in Teheran. Wir kommen in sein Büro an und werden von seinem Staff und ihm (er bedient meist nur die Klingel) verwöhnt. Wir erledigen dann frisch geduscht und mit Café und Kuchen vollgestopft noch die Vorbereitungen für die Indienvisa. Nach getaner Arbeit geht es mit Arajun zu ihm nach Hause. Er wohnt mit seiner Familie in der „Roma-Residenz“ in einem riesigen Appartement. Im Internet finden wir raus, dass eine kleinere Version seiner bescheidenen Behausung 26 Millionen $ kostet. Alles wirkt auf uns wie ein Palast. Wir bekommen ein Luxus-Zimmer mit Blick auf die Stadt und übernachten eine Nacht im Palast. Sein Empfangswohnzimmer scheint auf uns wie ein Museum. Seine Frau ist komplett verschleiert. Trotz traditioneller Verschleierung und schlechtem Englisch fühlen wir das gute Herz der Dame unter dem schwarzen Umgang schlagen. Mit einem „Mercedes V8 irgendwas“ fahren wir gemeinsam in ein schickes Restaurant. Bevor es losgeht - alle sitzen bereits im Auto - kommt noch ein Angestellter und putzt das Auto, dann geht es an im dem Stau auf dem Weg zum Restaurant. Zum Glück hat Benno noch ein sauberes T-Shirt geschenkt bekommen. Wir fühlen und irgendwie fehl am Platz, aber trotzdem sehr wohl. Am nächsten Morgen geht es für Benno mit Arajan und Marie mit seiner Frau in das Appartement-Schwimmbad im Keller. Männer und Frauen natürlich getrennt. Im Schwimmbecken kopiert Benno die Wassergymnastik von Arajun und im Dampfbad folgen tiefgründige Unterhalten über Religion und das „Da-Sein“ auf dieser Welt. Arajun hat vor 35 Jahren noch Reifen verkauft. Irgendwie ist er in den Stahlhandel und danach in Dubai in weitere etliche Geschäfte eingestiegen. Nun scheint er mit Öl und anderen wertvollen Ressourcen zu handeln. Er besitzt anscheinend knapp 10 Villen im Iran, ein Einkaufszentrum auf der Insel Kish. Später bekommen wir noch erzählt, dass er auf der Insel einen Mercedes Maybach oder so besitzt. Neben all dem Glitzer und Reichtum hat uns unser Gefühl, dass Arajun ein netter, guter und interessanter Mensch ist, nicht getäuscht.

Auf zum Büro, Arajun hat Meetings im Morgenmantel und wir werden von seinem Staff zur Indien Visa-Agentur gefahren. Da Arajun danach die nächsten drei Tage nach Ghom fährt, um mit seiner Familie zu beten, werden wir an ein befreundetes Pärchen (Mehedi und Elli) „weitergereicht“. Diese tauen sehr schnell auf und wir haben eine tolle Zeit zusammen. Am ersten Tag bekommen wir Teheran gezeigt, haben nette und gute Gespräche. Die zwei importieren Zeuch aus China in den Iran, genießen aber mit den Einnahmen den überwiegenden Teil des Jahres ihr Leben. Interessant und lustig sind die zwei. Bezahlen dürfen wir nix. In einer Pizzeria nutzt Marie den Vorwand auf Klo zu gehen um zu bezahlen. Nachdem Mehedi die Situation beim Verlassen des Restaurants checkt und wir schon mit Elli ins Auto geflüchtet sind, lässt Mehedi sich von dem Kellner das Geld von uns auf den Rial genau wieder auszahlen und bezahlt selber. Unser Geld wirft er ein wenig beleidigt auf unseren Schoß hinten ins Auto. Wir erklären uns, aber anscheinend steht hier Kultur gegen Kultur und wir geben uns geschlagen.

An einem anderem Tag fahren wir mit den zweien für einen Tagesausflug 250km nach Kaschan. Kaschan ist schön, wir machen das erste Mal so richtig Touri-Sachen. Irgendwie liegt uns das nicht so, mit den zwei ist es aber sehr lustig und angenehm. Auf dem Weg im Auto hören wir iranische Musik, Karnevalsmusik, die Frühsport-Hymne, Elekro und Pur-Hitmix. Geht ab im Auto. Im Sonnenuntergang fahren wir nach Teheran zurück und übernachten bei den zweien zu Hause. Wir haben weitere intensive und damit schöne Gespräche. Leider kommt man manchmal, aufgrund von nicht so gutem Englisch, Farsi oder Deutsch, nicht über ein gewisses Niveau hinaus und teils ergeben sich eventuell Missverständnisse. Aber insgesamt haben wir trotzdem das Gefühl, dass wir uns irgendwie verstehen. Am nächsten Tag liefern uns die zwei wieder im Büro ab, wo wir unsere Sachen abholen. Es fühlt sich an, als kennt man sich schon lange, es entstehen Insider-Witze und man fühlt sich vertraut. Kurz vorm Büro von Arajun bekommen wir noch ein kleines Briefing, dass wir uns im Büro bei der Verabschiedung, aus Respektsgründen vor Mr. Sejedi, nicht außerhalb des Geschlechts anfassen sollen. Daher verabschieden wir uns im Auto mit Küsschen und Umarmung bevor Elli ihr Kopftuch richtet und wir ins Büro gehen.

Vom Büro aus fahren wir mit unserem Zeuch zu Tobi und Svenja (Kölner Nachbarn) in die Wohnung einer Bekannten, die in Teheran arbeitet. Hier wollen wir noch ein wenig chillen bevor wir eine kleine Backpackertour mit dem Zug nach Isfahan machen und dann wieder zurück nach Teheran kommen, um die Indien-Visa (hoffentlich) abzuholen.

Visa Update:

Indien:

Am Morgen nach den verpassten Anrufen der Indien Botschaft bekamen wir eine E-Mail mit einem Termin zum Interview am selben Tag um 11:30. Was wollen die wohl? Wir sollten alle benötigten Dokumente mitbringen. Was genau meinen die? Wir haben alles bereits eingereicht? Auf der Botschaft hatte Benno das Gefühl, dass wir als Europäer bevorzugt behandelt wurden. „How are you?“ startet der Botschaftsinder auf indischem Englisch. Wir antworten „We are good and a little bit nervous about the interview“. Dann entwickelt sich ein nettes Gespräch. Wir erklären, dass wir mit dem Fahrrad unterwegs sind und er fragt was wir noch für Pläne in Teheran haben. Nachdem wir ihm mitteilen, dass wir „nur“ für das Indien Visum wieder zurück nach Teheran kommen müssen, fragt er, ob wir es schon morgen anstatt 5 Tage später haben wollen. Ja warum nicht. Jetzt können wir es heute vielleicht („It is very likely that you can collect it tomorrow“) abholen.

Wenn es übermorgen also Mittwoch wird, auch nicht schlimm, wir warten noch auf ein Paket, was adressiert an unsere Botschaftsfreundin über Berlin nun nach Teheran kommt und am Mittwoch ankommen sollte.

Pakistan:


Vor ca. 10 Tagen haben wir den Antrag gestellt und gestern Abend jeweils eine Antwort erhalten:

Antwort an Marie:

„Please provide complete residential address in Germany on a separate sheet and upload the sheet“

Antwort an Benno:

„Please provide a signed invitation letter from Pakistan along with the CNIC of the Invitee Please provide invitee''s firm registration letter“

Die Adresse hochzuladen – kein Problem. In de Policy von dem Pakistan Tourist Visa steht, wenn man über eine Tour, Agentur ect. kommt, dann brauch man einen LOI (Letter of invitation) und wenn man Individual Tourist ist Hotelbuchungen – was wir ja gemacht haben.

Tja…aber weil wir drei Reisende in einer Gruppe über Whatsapp kennen und mit deinen in Austausch stehen, wissen wir, dass die drei entsprechend mit der Policy argumentiert haben und zwei haben es bekommen und einer nicht. Das Risiko will Benno nicht eingehen, da ansonsten Marie alleine nach Pakistan reisen würde . Das bedeutet, wir kaufen uns nun online einen LOI über caravanistan für 75$. Direkt für zwei Personen, kostet das selbe.

Achso und wir waren in Teheran noch Frisbee spielen. Mega fitte Jungs und ein paar Mädels. Super netter Kontakt. Werfen können die alle recht gut. Das Team hat auch einen professionellen Trainer, bzw. er sieht so aus. Allerdings spielen die OHNE Taktik und System. Es gibt kein Links oder Rechts auf und alle stehen auf dem Feld verteilt – KEINERLEI System. Wir wurden gebeten am Anfang eine Übung aus Deutschland vorzustellen und haben mit Links und Rechts auf und eine Übung die wir Kanadier nennen angefangen. Unser Team hat dies dann auch im Spiel umgesetzt und mit hohem Abstand gewonnen. Auch diese Begegnungen und die Zukunft des Teheran Frisbee beschäftigt uns noch – Marie hat Rising Up (oder wie das heißt) angeschrieben und bittet um Zugang zu den Lernvideos für die Iraner. Mal sehen ob die Kooperation auf dieser Ebene funktioniert.


Und nochmals vielen Dank für die Fragen die uns erreicht haben. Antworten wurden ja bereits persönlich verteilt und wir sammeln noch weiter, bevor es die schriftlichen Antworten gibt.

Comments


Benno und Marie

the cycling dreamteam on tour :)

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