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Nepal - auf den Spuren des Tigers

  • B&M
  • 9. Jan. 2020
  • 5 Min. Lesezeit

Erstmal noch kurz kleine Werbung für unsere Fotogalerie, wo wir wieder viele neue Fotos aus Indien und Nepal hochgeladen haben.

Und auch neue Videos haben wir gedreht. In der Videogalerie zu finden.

Neu sind zum einen "Indien, Teil 1" als Zusammenschnitt, dann ein "Gemüse-Interview aus Nepal", in dem auch eine Kuh zu Wort kommt und ... unser ganzer Stolz ist ein Musikvideo, das sich auf jeden Fall lohnt anzuschauen.



Wir fahren durch Nepal – recht einfache Route – 430 km den Highway H01 von West nach Ost – langweilig ist uns allerdings nicht – es gibt rechts uns links einiges zu sehen – der Highway durchquert Wälder, Dörfer und hat eine traumhafte Szenerie – vor den Wäldern stehen häufig Schilder mit Geschwindigkeitsbegrenzungen und „Wildlife Crossing“ – die Geschwindigkeiten sind für uns zu hoch, um diese auf der überwiegend ebenen Straße zu überschreiten – Affen hängen am Straßenrand ab und hüpfen auf den Bäumen hin und her – wie ein Flughörnchen springt ein Affe von einem Baum in 10 m Höhe zu einem benachbarten Baum – die Äste biegen sich – Rehe verstecken sich im Schatten der Bäume – wir treffen viele lokale Fahrradfahrer – freiwillig wählen sie allerdings selten das nicht motorisierte Zweirad - die Menschen sind arm, haben kein Geld, sodass die Leute häufig riesige Haufen Holz und Stroh auf dem Fahrrad anstatt auf Motorrädern oder Autos transportieren – wir fahren durch ein Waldstück und der Seitenstreifen hat ein Meter hohes Gras – wir hören es mehrmals verdächtig rascheln – direkt neben uns – wir nutzen in diesem Abschnitt des Waldes die Breite der Fahrbahn großzügiger aus – fahren lieber in der Mitte – es ist nicht so viel Verkehr, GV und HV recht selten gleichzeitig – wir werden von einem Motorradfahrer angehalten – er deutet auf einen Jungen, der uns versucht hat auf dem Fahrrad einzuholen – Santos, 14 Jahre, verkündet atemlos, dass wir doch zu ihm ins Homestay kommen sollen – Raum 1,5 € und Essen 1,2 € pro Person – okay – wir drehen um und radeln 2 km zurück in ein Dorf bestehend aus Lehmhütten – gekocht und gelebt wird draußen – seine Mutter und seine Schwester kommen vom Heusammeln nach Hause – der Vater arbeitet 400 km entfernt auf dem Bau – Santos hatte bereits für uns Mittagessen gekocht – „dal bhat“ – gibt’s auch zum Abendessen – und zum Frühstück – wir schlafen in dem Zimmer der anderen ausgezogenen verheirateten großen Schwester – Santos kleiner Bruder ist sehr süß und die Mutter gibt zu verstehen, dass wir ihn mitnehmen dürfen - es ist ein Homestay, das nicht näher an den Lebensverhältnissen und Menschen sein könnte – Benno empfiehlt es, per sozialem Netzwerk, einem entgegen kommenden Radreisenden weiter - bei der Abreise bekommen wir die Rechnung – 600 nepalesische Rupies = 4,70 € und wir legen noch ein „großes“, eigentlich lächerliches Trinkgeld oben drauf – wahrscheinlich insgesamt mehr als der Tagesverdienst seines Vaters - Santos freut sich von einem Ohr zum anderen – wir fahren mit gemischten Gefühlen weiter – wir sind so privilegiert, das ist manchmal fast schon zu krass und unfair


Auf den Spuren des Königstigers (Bengal Tiger)

Wir entscheiden uns für eine Dschungeltour im Banke Nationalpark. Da eine Jeep-Safari ca. 130€ kostet, wählen wir eine 5h Hikingtour für knapp 30€. In dem Nationalpark gibt es unter anderem Elefanten, Hyänen, Krokodile und den Königstiger. Zu Fuß dort rumzulaufen, kommt uns fast schon lebensmüde vor. Benno nimmt sich fest vor, sein Pfefferspray einzupacken. Werden die Führer uns mit Gewehren oder ähnlichem begleiten?

Um 9 Uhr geht es los. Unser Homestaybesitzer namens „Krishna“, ein weiterer Nationalparkführer, ein Inlandsgast und wir. Bewaffnet sind wir lediglich mit einer Kamera und jeweils einem Wanderstock. Wir sind gespannt. Nach wenigen Kilometern geht es durch einen Zaun in den Nationalpark. Die Gruppe wird angewiesen zu schweigen und es wird sich nur noch flüsternd unterhalten. Nach dem wir die sogenannte „Buffer-Zone“ durchquert haben, geht es in den „Core-Bereich“. Die Erscheinung des Waldes ist mächtig, so kraftvoll und gleichzeitig chaotisch. Kleine Bäume schlängeln sich um große, dicke und wahrscheinlich sehr alte Baumstämme. Krishna stoppt plötzlich und dreht sich zu uns um. Er erklärt flüsternd und in brüchigem Englisch, dass wenn ein Tiger erscheint, wir nicht weglaufen sollen. Wenn wir flüchten, wird er uns verfolgen. Stattdessen sollen wir als Gruppe zusammenbleiben und mit dem Tiger Augenkontakt halten. Bennos Fantasie ist die letzten Tage unglaublich aktiv und er stellt sich vor, dass er dem Tiger in die Augen sieht und fragt sich währenddessen, ob es eine gute Idee ist die Zähne zu zeigen, so wie es die Affen immer machen. Es liegt eine spürbare Anspannung in der Luft. Die Entscheidung fällt gegen Zähne zeigen aus und Benno stellt sich stattdessen vor, dass die Gruppe Schulter an Schulter steht, jeweils die Stöcke in der Hand, und ein Tiger um uns herumschleicht. Benno versucht die aktuelle Windrichtung zu erspüren. Dies ist wichtig, um das Pfefferspray (falls nötig) mit Rückenwind zu verwenden. Allerdings stoppt sein Gedanke abrupt, da ihm klar wird, dass sich das Pfefferspray sicher am Fahrrad in der Rahmentasche verstaut im Homestay in der Garage befindet. Benno schluckt kräftig und schaut sich um, ob das Schluckgeräusch noch jemand weiteres außer ihm selbst gehört hat. Krishna geht langsam weiter und Benno wird aus seinem Fantasien gerissen. Während er achtsam auf unserem Weg durch den Dschungel voranschreitet, erzählt er, dass vor zwei Wochen zwei Frauen von einem Tiger getötet wurden. Wir gehen weiter. Diese Aussage macht die Tour nicht unbedingt weniger aufregend. Uns kommt immer wieder der Duft von wilden Tieren in die Nase, wie wir ihn aus dem Zoo aus dem Tigerkäfig kennen. Es muss sie also wirklich hier geben, die wilden Tiere.

Der Wald ist wunderschön, die Sonne scheint an ein paar Stellen durch das Gestrüpp und lässt die scheinbar willkürliche Anordnung verschiedener Pflanzen und Bäume kraftvoll und majestätisch in hunderten Grüntönen schimmern. Benno dreht sich zu Marie um und sein Herzschlag stockt. Etwas Orangenes fällt ihm ca. 30 m hinter der Gruppe auf. Es hebt sich klar von dem sonst braun-grünen Umfeld des restlichen Waldes ab. Die Farbe scheint recht grell, erinnert ihn unweigerlich an die Farbe einer Tigerente. Das Bild der Tigerente wird allerdings von dem Bild, wie die Gruppe Schulter an Schulter steht und der Tiger um uns herumschleicht, sofort überlagert. Wenige Zehntelsekunden nachdem Benno sich umgedreht hat, wird ihm klar, dass es lediglich das orangene Wegweiser-Schild des Nationalparks ist. Puh…

Immer wieder stoppen wir, um Tierfährten zu lesen. Wildkühe und Antilopen kommen recht häufig vor. Einmal sehen wir eine Antilope, die schnell über den Weg hüpft. Weil ein Tiger hinter ihr her ist? Hm, er zeigt sich jedenfalls noch nicht. An Stellen, wo der Waldboden etwas feuchter ist, wandern die Augen von Krishna und unseren anderen Führern angestrengt über den Boden. Wir sehen immer häufiger Tigerabdrücke und scheinen ihm zu folgen. Ein Abdruck so groß wie eine Hand. Die Tiefe des Abdrucks lässt unverkennbar vermuten, dass ein Tiger mehr wiegt als eine normale Hauskatze. Nach späterer Recherche stellen wir fest, dass das Weibchen ca. 140 kg und das Männchen ca. 220 kg wiegen. Wobei wir das „-chen“ hier nicht unbedingt als passend empfinden. Ohne Ton in der Stimme fragt Benno Marie, ob sie denn überhaupt einen Tiger in „live“ sehen will. Sie ist sich nicht ganz sicher. Die Anspannung und Aufregung der aktuellen Situation reicht eigentlich schon aus. Wir wissen ja, wie ein Tiger aussieht. Sowohl aus dem Zoo als auch aus Filmen und außerdem haben wir in den letzten Tagen am Straßenrand einige Schilder gesehen, auf denen ein Tiger oder andere Wildtiere mit z.B. solch einem Text abgebildet waren: „You know the rules, they don´t. Keep the speedlimit“.

Nach 5 Stunden und 20 km Laufen durch teilweise sehr dichten Dschungel sind wir erschöpft und hungrig. Laufen ist mit unseren Fahrradfahrkörpern viel anstrengender als rumradeln und morgen werden wir definitiv Muskelkater haben.

Und zum Schluss unserer Tour sehen wir sogar dann doch noch einen Tiger – auf den Fotos von unserem Dschungelführer. Der hat nämlich schon ein paar gesehen in seinen 7 Jahren Berufserfahrung. Er meint, dass er in 7 von 10 Touren in der richtigen Jahreszeit (im Frühling) welche sieht.

Naja, spannend war die Tour trotzdem und der Dschungel alle mal sehenswert!


Comments


Benno und Marie

the cycling dreamteam on tour :)

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