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Indien II, zum Schluss kehrt Ruhe ein

  • B&M
  • 10. März 2020
  • 6 Min. Lesezeit

Zuerst mal wieder unsere neuesten Videos:

1.) von der RightHope School, an der wir waren:

- ein Slomo-Tanz mit ein paar der Schüler


2.) Haben wir mal einen ganz „normalen“ Tag von uns gefilmt, damit ihr euch vorstellen könnt, wie das so aussieht bei uns aktuell und was wir so den ganzen Tag machen :) (Spoiler-Alert: Fahrradfahren)


3.) ein weiteres Fotoalbum (Indien II), hier sind auch viele Bilder zu unserem unten stehenden Blogartikel


Eines Abends suchen wir einen Schlafplatz – kein Hotel weit und breit – wir fragen an einem netten Gemeinschaftshaus – ist anscheinend ein Krankenhaus – die können uns nur leider nicht aufnehmen – der Schulleiter, der zufällig in der beobachtenden Menschenansammlung steht, hilft aus – wir schlafen in seiner Schule – im Zimmer des Schulleiters – in Deutschland undenkbar – hier kein Problem – hier schlafen sonst die Ratten – eine zumindest sehen wir – zum Glück sucht sie sich ein anderen Schlafplatz für diese Nacht – von einem Lehrer werden wir noch „ausgeführt“ – zu Tee und Snacks – das indische Äquivalent zu Bier und Erdnüssen – von einer Nachbarin (Jenifar) dann noch zum Essen eingeladen – die Leute sind der Hammer – die Gastfreundschaft ist wieder unglaublich – und indisches Essen soo lecker – bei der Nachbarin fühlen wir uns wie in die Familie aufgenommen – echt schön – auch wenn es wieder 100 Selfies gibt – Maries Wangen tun schon ein bisschen weh vom vielen Lächeln – für den Gastgeber ist es hier in diesem Staat (Assam) eine Ehre, dem Gast einen Schal als Geschenk umzulegen – wir bekommen einen Schal und fühlen uns sehr geehrt – am nächsten Morgen dürfen wir noch die Schüler begrüßen – die haben wieder eine Morgenzeremonie – singen allerdings nicht so schön wie die Kinder in Pakistan damals – zum Schluss stehen alle Schüler Spalier – wir fühlen uns wie Prinz und Prinzessin – wo sind wir hier schon wieder gelandet? – wir bekommen auch hier noch einen Schal umgelegt – danach fahren wir an den Fluss, um diesen am nächsten Tag zu überqueren – werden in der „Hafenstadt“ (Dorf am Fluss) von der Familie von Jenifar empfangen – wir lernen die ganze Familie kennen – und das restliche Dorf – auch ein Reporter kommt für ein Interview – zack, 5 Mikrophone vorm Gesicht – Kamera an und los geht’s – danach wird Marie verkleidet mit traditionellen Kleidern – seit 5 Jahren das erste Mal wieder Schminke im Gesicht – ist ja auch zeitlich passend – Karneval – und natürlich wieder Selfies – ein Nachbar erzählt, dass das letzte Mal vor 30 Jahren ein Tourist hier in der Nachbarschaft war – es kommt noch mehr Besuch vorbei – dieser hat uns schon im Fernsehn gesehen – wir sind nun also wirklich berühmt – das heißt wahrscheinlich noch mehr Selfies – zum Abschied gibt es noch einen Schal – mit insgesamt 12 Schals überqueren wir am nächsten Tag mit einem Boot den Fluss „Brahmaputra“ – wir sind in Meghalaya (übersetzt „Heimatstädte der Wolken“) angekommen – hier gibt es mehr Natur und weniger Inder – wir sind wieder einmal verwundert, wie schnell sich vieles ändert – Selfies haben wir trotzdem schon ein paar gemacht – Marie hat aber auch 2 abgewehrt – die Inder sind da schon witzig – wenn man erzählt, wie sehr einen die vielen Menschen und die Selfies manchmal nerven, sind sie sehr verständnisvoll – wollen dann aber selber trotzdem ein Selfie – wir können die Super-Promis inzwischen verstehen – große Villen, um viel Platz für sich allein zu haben – manchmal Ausraster gegenüber den Paparazzi – inzwischen haben wir uns aber einigermaßen dran gewöhnt – mal mehr, mal weniger – Marie fuckt sich ein paar Mal richtig ab – jetzt gibt es auch 2 Selfies von Marie mit Grimasse – in Meghalaya sind die Frauen das Familienoberhaupt – sie verfügen über das Geld – die jüngste Tochter erbt alles – die Männer ziehen nach der Hochzeit zu den Frauen – das ist neu – der signifikante Unterschied im „Land der Frauen“ fühlt sich aber erstmal nicht so groß an – die Männer fahren weiterhin die Motorräder und die Autos – man merkt aber schon, dass die Frauen aktiver auf uns zugehen – wir werden sehr herzlich in diesem Staat empfangen – die Landschaft ändert sich von Fichtenwald bis hin zu Regenwald – die Kinder und Familien winken uns zu – der überwiegende Teil der Menschen hier sind Christen – überall sind Schulen und Kirchen – dominierend von Baptisten – die Straßen gehen fast nur bergauf oder bergab – es ist so hügelig wie nie zuvor – wir schaffen nur 30-40km am Tag – allerdings vier Tage am Stück jeweils über 1000Hm – Bennos Knie tun weh – unsere Zeltplätze sind schön und größtenteils ruhig – außer der, an dem um 22 Uhr noch Kohle abgeladen wird und der Platz auf einmal zu ein Campingplatz mit drei Trucks und einem Zelt wid – an einem Tag entscheiden wir uns zu grillen – Marie hat Eisenmangel und braucht Fleisch – Benno springt begeistert auf die Idee auf – auf einem Markt, der für uns Attraktion ist und für dessen Leute wir Attraktion sind, kaufen wir alles, was wir brauchen – Benno sucht Hühnchen – ein helfender Inder unterstützt – er bringt Benno zu dessen Bruder – dieser hat ein Beil – „But…where is your chicken?“ – „I don´t have one“, sagt Benno – Okay, zwei Stände weiter gibt es lebende Hühner – und zack, haben wir ein Huhn auf dem Gewissen – es war sicher nicht das erste in unserem Leben – (erinnert uns eine Freundin über WhatsApp) – aber eins der wenigen, an dessen Tod wir so direkt beteiligt waren – da beim Zerkleinern die Haut mit abgezogen wurde, schmeckt es dann allerdings nur so semi – vielleicht ist es auch das schlechte Gewissen, das uns den Appetit verdirbt – es ist plötzlich Sonntag – auf den Straßen laufen die Menschen zu den Kirchen – alle sind schick(er) angezogen und tragen teils Bibeln vor der Brust – das Bild ist beeindruckend – sieht irgendwie so aus, wie Benno sich das 18. Jahrhundert vorstellt – wir stellen fest, dass wir noch Abendessen benötigen – alle Shops sind zu – Sonntag – wir sind ja wieder im Land der Christen – immerhin bekommen wir an einem Kiosk Eier und zaubern ein super Abendessen aus Öl, Eier, Chilis, Nudeln und Knoblauch – die Hügel sind weiterhin mühsam – der Weg zieht sich – Bennos Antrieb am Fahrrad knackt und am nächsten Tag läuft wieder Öl aus der Rohloff Nabe – 1000km vorher (in Kathmandu) hatte er diese „eigentlich“ repariert – hm, ein paar Tage später hört es auch wieder auf zu ölen – der Rohloff-Support vermutet gewollten Druckausgleich aufgrund der vielen Hügel – wir freuen uns auf unsere nächsten WarmShower Gastgeber – pensionierte Australier, die eine eigene Schule betreiben – wir bleiben knapp eine Woche – wir beschäftigen uns mit den Kindern – übernehmen mal eine Stunde – spielen Frisbee – lesen morgens eine Geschichte vor – wir finden viele neue Freunde – dank euch und Bennos Facebook-Freunden können wir 1535€ für die Schule sammeln und spenden – alle sind beeindruckt – ohne diese Schule und Bildung hätten die Kinder vermutlich keine Chance – wenn jemand dauerhaft und monatlich Spenden möchte, kann er sich gerne bei uns melden – da unsere Gastgeber Marc und Celia eh am Samstag nach Shillong fahren und wir keine Lust auf Hügellandschaft haben – schnallen wir die Bikes aufs Dach und düsen hoch und runter nach Shillong – gemütlich (soweit es der Verkehr zulässt) hinten im Auto drin.


Vor einiger Zeit hat Benno „Ultimate Frisbee Meghalaya“ gegoogled und einen Post darüber gefunden, dass ein Inder versucht, hier in der Region ein Ultimate Frisbee Projekt zu starten. Hier in Shillong arbeitet er dafür mit einer NGO zusammen, die sich gegen Kindesmissbrauch einsetzt, indem sie vor allem in Schulen die Mädels (und auch die Jungs) aufklären. Naja, und jetzt kam das eine zum anderen und wir helfen zwei Wochen beim Frisbee-Training mit. Zum einen in einer Schule und dann noch in einem Dorf. Und an den freien Tagen bringen wir dem Staff der NGO Frisbee bei. Soweit der Plan. Nun ist leider in Shillong etwas Unruhe ausgebrochen. Rassismus oder auch Kulturschutz könnte man als Grund nennen. Die Volksstämme wollen das neue Gesetz der indischen Regierung, welches die Einwanderung in IHREN Staat vereinfacht, nicht anerkennen bzw. verhindern. Daher war auch die letzten zwei Wochen im Ganzen Staat Meghalaya das mobile Internet ausgeschaltet, um die Organisation von Protesten und Verbreitung von Fake News zu verhindern. In Shillong gibt es, um weitere Ausschreitungen zu verhindern, nun vermehrt Polizei, Militär und die letzten Tage gab es abends und nachts Ausgangssperre. Gestern ist allerdings kein Auto mit Lautsprechern und Ansagen rumgefahren (so wurde davor die Uhrzeit der Ausgangssperre unter die Leute gebracht) – die Situation entspannt sich und die Ausgangssperre wurde inzwischen aufgehoben. Nun… allerdings sind die ursprünglichen Organisatoren des Frisbee-Projekts deshalb vorübergehend in ihren eigenen Staat zurückgekehrt. Daher helfen wir jetzt nicht nur mit, sondern leiten das Frisbee-Programm mehr oder weniger alleine.

Das Knacken an Bennos Fahrrad wurde durch den Austausch des Tretlagers behoben und Benno hofft, dass das neue Tretlager mehr als 10t km halten wird. Marie kotzt wahrscheinlich zum zweistelligsten Mal auf der Reise und Durchfall kommt auch noch dazu. Dennoch genießen wir überwiegend unsere Zeit und sind gespannt, wie es weitergeht. Sehr wahrscheinlich werden wir von hier die ca. 500km nach Imphal (näher an der Grenze zu Myanmar) mit dem Bus machen.

Das Coronavirus (bzw. die Panik, die damit verbunden ist) könnte uns die Dinge allerdings erschweren, da aktuell sämtliche Grenzen gesperrt und keine Leute mehr nach Indien rein- oder rausgelassen werden. Es kann also sein, dass wir erstmal noch ´ne Weile hier in Indien verbringen müssen. Wir werden sehen, wie weit der Wahnsinn noch so geht…


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Benno und Marie

the cycling dreamteam on tour :)

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