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Good old Germany

  • B&M
  • 14. Feb. 2021
  • 6 Min. Lesezeit

Wieder in Deutschland – der Abschied war hart – ich fühle mich wie als Teenager, als ich richtig Liebeskummer hatte – noch schlimmer – und diesmal hab ich es mir irgendwie selbst ausgesucht – Zweifel an der Entscheidung kommen aber nicht auf – die letzte Zeit zusammen mit Benno war total schön – im Flieger hab ich verheulte Augen – bei Ankunft Corona-Test – während die Frau mir das Stäbchen in den Rachen schiebt, fragt sie, ob der Typ heiß war von dem ich meinen Knutschfleck am Hals hab – „Ja“, sage ich, „war sogar mein Mann“ – die nächsten 2 Tage bin ich bei Bennos Eltern – fühl mich dort gut aufgehoben – kann sogar mit Bennos altem Riesen-Teddy kuscheln – ist leider nicht so kuschelig wie Benno selbst – noch ein Besuch bei der Oma und im Keller Sachen aus unseren Kisten geholt – cool, hab jetzt 5 statt 2 T-Shirts – und warme Wintersachen – Deutschland ist schon kalt – aber so schön mit Schnee – hab mich trotz des traurigen Abschieds schnell gefangen – hatte ich dann doch noch schlimmer erwartet – ich glaube, es hilft, so tolle Menschen zu haben, bei denen ich wohnen darf – und zu wissen, dass es die richtige Entscheidung war – und dass es Benno gut geht – dann ab nach Köln – wieder bei meiner/unserer Zweitfamilie eingezogen – hab es ruhig angehen lassen - war auch gut so – viel spazieren, viel draußen sein – viel mit den Kindern spielen – nebenbei ein bisschen mein Leben organisieren – zwischendurch Haare auf 9mm abschneiden – fühlt sich cool an – also „cool“ in jeder Hinsicht – vielleicht nicht die beste Jahreszeit für so wenig Haare auf dem Kopf – telefoniere jeden Tag mit Benno – krass, wie unterschiedlich unsere Leben so schnell geworden sind – ich freu mich für ihn, dass er sein Abenteuer macht – klingt auch wirklich nach echtem Abenteuer – inzwischen hab ich mich bei 3 Gestalttherapie-Instituten beworben und werde alle bald persönlich kennen lernen – Wohnung in Berlin hab ich noch keine – nach einer Woche in Köln kommen leise Zweifel auf, ob ich überhaupt noch nach Berlin will – gerade fühlt sich das Vertraute so schön an – naja, ich geb mir noch Zeit, um mich reinzufühlen – an meinem Geburtstag krieg ich von den Kids eine Krone gebastelt und wir spielen Topfschlagen – es regnet den ganzen Tag – Spielplatzdate mit Freundinnen fällt flach – wir gehen dafür mit Gummistiefeln in Pfützen springen – cooler Geburtstag – ich vermiss aber auch Benno – der ist jetzt erstmal offline, wirklich losgesegelt von Teneriffa - krasser Shit.


Dann geht es nach Stuggi zu meinen Eltern – auch echt schön hier – wieder im Kinderzimmer einziehen – verrückt – muss erstmal umräumen und ausmisten – trotzdem kommen so viele Erinnerungen hoch – zum Glück verwirrt es mich nicht, sondern erdet mich eher – der Alltag von meinen Eltern passt ganz gut zu meinem – ich gehe es weiterhin ruhig an – eigentlich passiert nicht so viel – und doch passiert so viel – ich starte die Initiative „Stadt-Land-Fluss“, um ein Wohnprojekt mit Freundinnen und Freunden zu realisieren – gehe spazieren – fahr mit meinem Dad nach Stuttgart rein – er mit dem E-Bike, ich mit meinem Rennrad – zum Schluss hängt er mich doch kurz ab – insgesamt 42 km, krass – so viel Fahrrad bin ich schon lange nicht mehr am Stück gefahren – wir spielen Spiele zusammen – kriegen mal wieder mehr voneinander mit – das ist echt schön – ich glaube, wir tun uns gut – dann Besuch bei meiner Freundin in meiner alten WG in Filderstadt – inzwischen wohnen da nur noch Frauen – wird jetzt „Prozesshaus“ genannt – ganz andere Energie auf jeden Fall als damals – in mir gehen auch viele Prozesse ab – die Trennung von Benno wird nochmal realer – es kullern nochmal einige Tränen – inzwischen ist er in Cap Verde angekommen – es geht ihm gut – wir „gehen“ beide auf einen online Geburtstag von einem Freund – cool, dass wir zusammen da sein können – witzige Runde – hätte nie gedacht, dass ich mal auf einer Geburtstagparty online teilnehme – am 16.2. werde ich mit meinem Papa online singen – „Aus voller Kehle für die Seele“ – wer will, kann gerne auch kommen :) - ist sogar kostenfrei, Spenden wäre natürlich cool – hier der Link – nach 2 Tagen segelt Benno weiter – diesmal richtig über den Atlantik – 3 Wochen offline – crazy – hier schneit es – ich sprudel voller neuen Ideen, was ich mit meinem Leben anfangen will – muss mich ein bisschen bremsen – zur Gestalttherapie könnte ich noch eine Ausbildung in Tanztherapie oder integrativer Körpertherapie machen, mich zur Sexualpädagogin ausbilden lassen, mich antirassistisch engagieren und so vieles mehr – im März plane ich eine Fahrradtour durch die Mecklenburgische Seenplatte mit 2 Freundinnen – doch wieder aufs Fahrrad – aber nur für eine Woche – insgesamt nehm ich mir aber noch ein bisschen Zeit und hör in mich rein, was sonst gerade Priorität für mich hat – ich wollte mir ja auch mein Leben nicht mehr so vollpacken - und irgendwo muss ich ja auch noch Geld verdienen – am besten mit einem Job, der auch Spaß macht – es ist alles noch ungewiss – nimmt aber langsam Formen an – mit dem Ankommen dauert es aber doch noch ein bisschen – zum Glück hab ich die Zeit – Corona macht es mir da eher leichter – ich will vor allem nicht in alte Muster zurückfallen – meine Vorsätze aus meinem Tagebuch:


Was ich will: - weiterhin jeden Morgen meditieren - jeden Tag Zeit für mich nehmen - spontan sein (mir dafür auch freie Räume lassen) - weiter auf meine innere Stimme hören, ihr zuhören - regional + saisonal essen - mich auf das Wesentliche reduzieren - neue Dinge ausprobieren - Brot, Hummus und Sauerkraut selber machen :) - Gemüse und Kräuter anpflanzen


Was ich nicht will: - zu viel Wert auf mein Aussehen legen - dem Essen einen zu hohen Stellenwert geben (muss immer was „Geiles“ sein, Essen gehen, etc.) - zeitlich durchgetaktet sein - zu viel Geld ausgeben (v.a. für unnötige Dinge) - zu viel Laptop-Zeit / auf youtube hängen bleiben, wenn dann den Laptop vorsätzlich nutzen


So, das klappt bisher alles ganz gut – mal schauen, wie sich das weiterhin so entwickelt – will auf jeden Fall genug Zeit für mich haben – dann ergibt sich das andere schon.


Weiberfasnacht online mit den Frisbeemädels – mein Papa versorgt mich mit Kostüm und Perücke – witzig, noch so ein online Event, das unerwartet cool ist – man kann auch ein Teamgefühl online aufbauen – hätte ich nicht gedacht – dann Bennos Bruder und Familie besuchen – also auch irgendwie meine Familie – fühl mich direkt wieder integriert und aufgenommen – ob mich meine Nichte wieder erkennt trotz der neuen Frisur ist nicht ganz klar – wenn nicht, freunden wir uns auf jeden Fall wieder schnell an – Freiburg ist nochmal „ein Kittel kälter“, wie man im Schwabenland so schön sagt – am zweiten Abend krieg ich ein Anruf mit komischer Vorwahl – ich geh zu spät dran – Ecosia sagt, die Vorwahl gehört dem globalen Satellitentelefon-System – werde ich ausspioniert? – es ruft nochmal an – Benno! – die Stimme klingt aber irgendwie anders – ist es wirklich Benno? – er scheint mich aber zu kennen – wollte nur sagen, dass alles gut ist – und dass er mich vermisst – muss leider schnell wieder aufhören, weil es so teuer ist – zwischen 70 Cent und 2 Euro pro Minute – schade, ich hätte gerne noch mit ihm gequatscht – er würgt mich ein bisschen ab, als ich seine Nichte ans Telefon hole – ja, okay, er will sich wirklich kurz halten – sagt, dass er in 8 Tagen schon ankommt – von ihm aus könnte es auch morgen sein – ich hoffe, dass es ihm wirklich gut geht – warum ruft er mich an, wenn es ihm gut geht? – hätte er sich nicht gemeldet, hätte ich mir jetzt weniger bis keine Sorgen gemacht – ich bin gespannt, was er in 8 Tagen zu erzählen hat! – bis dahin … leb ich einfach mein Leben weiter, genieße den Schnee und die Sonne und freue mich auf Berlin und freue mich über meine Freunde und Familie, die ich jetzt endlich mal wieder ein bisschen länger und ganz in Ruhe sehen kann. Und über einen Fernseher mit Australian Open! :) Und lass mir auch von Corona und Mutanten die Stimmung nicht verderben!

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Benno und Marie

the cycling dreamteam on tour :)

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