Es passiert so viel – aber doch so wenig. Ist weniger mehr?
- B&M
- 28. Juni 2019
- 4 Min. Lesezeit
Als erstes unter - Km Party Video :)
Nachdem wir einen Tag alleine rumgeradelt sind, haben wir unseren verlorenen Reisebegleiter in Bad Hersfeld von seiner einwöchigen Heimatreise wieder eingesammelt. Da sein Zug erst nachmittags angekommen ist und wir von unserem Schlafplatz nur um die 20km anreisen durften, haben wir 4 Stunden in der Hängematte im Park gechilled J.
So sind wir seit ca. 5 Tagen wieder zu dritt und unser Reisebeleiter F. bereichert unsere Reise sehr. Benno muss sich ein wenig anstrengen unter 20km/h zu fahren und wird liebevoll von den anderen zwei als „Baller-Benno“ bezeichnet. So finden wir uns von Tag zu Tag mehr und lernen einander intensiver kennen und haben richtig lustige und tiefgründige Gespräche.
Aktuell fahren wir schon den 5ten Tag in Folge ca. 40-50 km. Unser „Alltag“ sieht ungefähr wie folgt aus: morgens um 7:30 aufstehen, Zeltkram zusammenpacken und Frühstück machen. In der letzten Zeit gab es meist Haferflocken mit Mandeln, Rosinen, Zimt, Salz, in kochendem Wasser gezogen in jeglichen Varianten. Zwei Mal anstatt Wasser mit Milch, das war toll. Ab ca. 9 Uhr sitzen wir auf dem Rad. Den nächsten „Snack“ gibt es bereits wieder um 11 Uhr, häufig die Reste vom Abendessen mit knackigem Gemüse. Je nachdem, wie viel wir fahren, wird nach ein paar kleineren Pausen nochmal nachmittags ordentlich gesnackt. Viele Gespräche gehen darum, was und wie wir das nächste Mal essen. Torben würde es gefallen, allerdings mit Fiesta anstatt Fahrrad fahren. So ab 18 Uhr geht die Schlafplatzsuche los und je nach Hunger ist dies meist der kritischste Abstimmungsmoment am Tag. Dann wird gekocht und die 4te Mahlzeit zu sich genommen. Wir essen echt pervers viel und oft – Benno fragt sich schon, ob dies so effektiv und ökologisch ist. Man könnte doch einfach weniger Energie verbrauchen und müsste dann nicht so viel einkaufen und essen. Nach dem Abendessen wird auf jeden Fall noch ein bissle gequatscht und dann ab ins Bett und danach geht es wieder von vorne los J.
Bis dato haben wir immer tolle Schlafplätze gefunden. Bennos Favorit war die Wasserburg in Günthersleben. Ein Plätzchen hinter dem Vereinshaus im Garten, mit Wasser umgeben zum Spülen des Geschirrs. Da kein Badewasser zu Verfügung stand hat Benno bei der Freiwilligen Feuerwehr den Wasserduschsack mit heißen Wasser auffüllen lassen und wir konnten alle drei schön heiß duschen. Am nächsten Morgen kam ein Vereinsmitglied und hat das Heim aufgeschlossen, sodass wir noch das stille Örtchen aufsuchten und unsere Wasservorräte auffüllen konnten. Dabei gab es noch etliche Geschichten zu dem Ort und der alten Burg (die heute nicht mehr da ist, da der Besitzer diese bei Flucht in den Westen gesprengt hat). Auch an basic Schlafplätzen, wie z.B. neben dem Feldweg auf dem Feld hatten wir unseren Spaß. Dort ist das Fast-Slowmotion Tanzvideo entstanden, das doch überraschend anstrengend für uns war.
In Thüringen haben wir die nicht ersichtliche Grenze von „Ost-West“ an einem Hessischen Feiertag überquert. War lustig, da unser Weg anscheinend immer zwischen Hessen und Thüringen hin und her ging, ohne dass wir es merkten. Ein Einheimischer hat uns noch erzählt, wie die Zeit gewesen ist, als er einen Passier-Schein benötigte, um seine Tante zu besuchen. Und heute merken und sehen wir nix mehr von den Grenzen.
Deutschland ist schön, die Fahrradwege sind Luxus. Zu 97% ist es asphaltiert und überwiegend perfekt ausgeschildert, sodass wir unsere Navigationsapps meist dazu nutzen, Bänke zu finden und Km-Fortschritte zu messen.
An einem der heißen Tage ging es viel durch den Wald, was bei mehr als 30°C besser zu ertragen war als auf dem freien Feld. In der Mittagspause haben wir an einem Bach mit Sitzmöglichkeit abgehangen und Benno hat aus der Hängematte am Laptop geschrieben, Buchhaltung der Ausgaben und KM gemacht, unser Reisebuddi F. hat seine Schaltung eingestellt und Marie eine Begleiterin F. organisiert, die sich in Dresden ein paar Tage zu uns gesellen wird.
Die zwei weiteren sehr heißen Tage mit ca. 34° und 37° haben wir auch sehr gemütlich im Freibad und im Strandbad verbracht. Da F. und das Wetter sich nicht mögen, haben wir ihm verboten darüber zu meckern. Wenn er drei Mal meckert bekommen Marie und Benno ein Kaltgetränk spendiert. Aktuell ist er bei zwei von drei. Wir glauben, wenn er sich weniger beschwert ist ihm auch nicht so heiß.
Marie hatte leider etwas Unstimmigkeiten mit ihrem Fahrrad. Wir haben den neuen höhenverstellbaren Vorbau austauschen müssen, da dieser gewackelt hat und die Lenkertaschenhalterung war zusätzlich lose. Bei einem Fahrradladen konnten wir den Vorbau austauschen und in Jena haben wir eine neue Halterung besorgt. Als F. und Marie in Erfurt im Supermarkt waren und Benno bei den Rädern gewartet hat, ist dann Maries Fahrrad einfach so umgefallen, da der Ständer abgebrochen ist. Den tauschen wir beim nächsten Fahrradladen noch aus und dann ist Maries Bike wieder so topfit wie Marie und für die nächsten KM gewappnet.
Doch auch auf dem Fahrrad hat sich für Marie ein kleines unangenehmes Ereignis ereignet, als ein 9 mm großer Käfer zielstrebig in Maries rechtes Ohr geflogen ist. Durch die Ohrmuschel in den Gehörgang gerutscht. Für den Käfer sicherlich cool, für Marie eine Katastrophe. Am Morgen hatte sie sich noch die Ohren geputzt – wird sie jetzt nie wieder machen, zum Schutz vor einer weiteren Attacke. Der Käfer hat dann leider nicht mehr alleine rausgefunden und hat versucht weiter in Richtung Gehirn zu krabbeln und hat sich nur durch Kreischen, auf einem Bein springen, ruckartigen Kopfbewegungen und Ohr so weit aufreißen, wie es ging, dazu bewegen lassen, wieder rauszukommen.
Insgesamt sind jetzt voll im Trott und genießen jeden spannenden Tag - es passiert echt viel, sodass Benno es schon gar nicht mehr in einen Ablauf bekommt. Wir vermissen unsere Freunde und der konkrete Gedanke, diese und andere Ereignisse eine lange Zeit nicht gemeinsam teilen zu können, kann einen sehr traurig machen und auch gefährlich für Pöller sein J. So sei gesagt: „Besuche und Anrufe, alternativ auch Nachrichten oder E-Mails sind gerne gesehen“.
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