Eine großer Schritt für mich, keiner für die Menschheit.
- B&M
- 3. Feb. 2021
- 16 Min. Lesezeit
Hier der neuste Shit:
Slomotanz Boot - naja, nicht der beste
Noch ein paar letzte Bilder aus Spanien
Neues Album Atlantik
So jetzt von vorne:
Der Weg zum Hafen ist zunächst sehr unangenehm. Es geht steil bergauf, ich bin etwas krank und die Straße ist sehr eng. Einige Autos überholen in der Kurve – einmal kommt Gegenverkehr und es wird eng – ich weiche auf die seitliche Grünfläche aus – danach geht es nur noch bergab – es macht richtig Bock zu cruisen – mit Musik in den Ohren überlege ich, ob ich nicht lieber irgendwohin fliege um dort wieder in einen Fahrradfahr-rhythmus zu kommen – ich halte am Plan fest und komme am Hafen an.
Ich treffe meine zukünftigen Mitbewohner und steige in mein neues Zuhause ein.
Zunächst ein Überblick mit geänderten Namen:
Captain/Skipper „Jojo“:
Jojo ist der Besitzer des Bootes. Ein Pole, der seit 17 Jahren in Spanien lebt und dort anscheinend ein, oder mehrere Firmen am Laufen hat. Drei Tage vor meinem Geburtstag wird er 40zig. Er raucht viel und trinkt am liebsten Whisky Ballantines mit Cola. Er ist massiv, kurz vor dick, hat aber schon ordentliche Brüste. Seine Englische Wortwahl ist begrenzt und sehr raff und „Bullshit“ sein Lieblingswort. Insgesamt hat er, nach eigenen Angaben, bereits mehr als 2 Jahre auf „Hoher-See“ verbracht.
Seine Frau „Vanessa“:
Ruhig, entspannt, lieb, klein, schmal und dicke Brillengläser. Sie wirkt zurückhaltend, immer recht fröhlich und redet recht wenig.
Der Peruaner „Dodo“:
Dodo spricht kein Wort Englisch und versucht es auch nicht. Er ist etwas kleiner als ich und hat entweder einen Medizinball verschluckt oder sich irgendwie ein One-Pack antrainiert.
„Roberto“ de la Paz:
Ein gutaussehender pensionierter Spanier. Sein Englisch ist gut, er kennt viele Vokabeln und kann sich gut ausdrücken. „Paz“ = Friede und so scheint er sehr weise zu sein und von allen geliebt zu werden.
„Laura“:
wird so ca. Mitte 50zig sein. Spanierin, lebt aber in Portugal. Rot gefärbte Haare und ein T-Shirt mit „Wild“ vorne drauf untermauern ihre Aussage, dass sie anders ist als die meisten 50zig jährigen. Im Oktober hat sie sich von ihrem deutschen Mann getrennt. Nach 20 Jahren gehen die zwei nun getrennte Wege. Er lebt in Portugal in dem gemeinsamen Haus und sie mit mir auf dem Boot.
„Malte“:
Malte kommt aus Dänemark, hat Frau und Kind. Er hat seinen Job gekündigt oder ist gekündigt worden wird aber bis Oktober bezahlt. Als er klein war, war er manchmal mit seinen Eltern segeln. Sein Vater ist vor kurzem gestorben und der Trip gilt irgendwie auch ihm.
„Annika“:
Die hat es in sich. Mitte Ende 30. Eine Frau, die weiß was sie will und dabei gemein werden kann.
und ich…
Jojo, Vanessa und Dodo sind befreundet und alle weiteren fünf, inklusive mir sind Mitreisende die sich á 1600€ eingekauft haben den Atlantik über Cap Verde nach Martinique zu überqueren.
Eine großer Schritt für mich, keiner für die Menschheit.
Als ich auf die Bavaria 51 (16m lang, 5x breit) steige, wird mir klar, dass ich zuvor noch nie auf einem Segelschiff gewesen bin.
Die vier Tage im Hafen
Ich habe genug von Teneriffa und verbringe viel Zeit an Bord – in den vier Tagen war ich viermal am Land – 1x mit der Crew essen, 1x joggen und 2x Mal was einkaufen – die anderen haben Landflucht – schauen sich die Stadt an – fahren mit einem Auto rum – puh,…ich habe genug von Teneriffa – Jojo muss andauernd irgendwas organisieren und ist ständig mit dem Boot beschäftigt – meine Sicherheitseinweisung besteht aus „Don´t step on this“ (auf das Fenster zeigend) und wie ich die Klospülung einstellen kann – und das war´s – mal sehen, ob noch mehr kommt – ich muss mich gedulden – Vanessa hängt die meiste Zeit auch im Boot rum – Jojo ist verärgert über die anderen – „The faces piss me off“ – insbesondere scheint Annika ein Problem zu sein – „She makes groups“ - Laura nervt ihn aber auch irgendwie – „Bullshit“ – es ist schwer mit dem etwas begrenzten Vokabeln genau herauszufinden was das Problem ist – zurückhaltend erzählen die anderen aber auch was – alle außer Roberto – Jojo kommuniziert schlecht – man weiß nicht was passieren wird – er trinkt viel – ich vergewissere mich, dass nicht weitere Drogen neben Marihuana an Bord sind – einen Tag sind Jojo, Dodo und Vanessa unterwegs – die anderen tauschen sich aus – wir reden und machen Pläne – wollen den Einkauf organisieren – ein Meeting machen und die Nachtwachen besprechen – ich wundere mich, warum die Dinge die anscheinend nicht gut laufen nicht angesprochen und ausdiskutiert werden – abends fragt Jojo mich, ob die anderen über ihn geredet haben – ich erwähne vorsichtig ein paar Pläne und Wünsche, die wir besprochen haben – ich habe das Gefühl eine neutrale Stellung zwischen den Gruppen zu haben – diese will ich zunächst auch behalten – ich merke an, dass wir uns mehr Kommunikation wünschen und die Gruppe gerne mit entscheiden würde – Jojo beschwert sich wieder über Annika – ich frage ihn, wie er damit umgehen will – es wird immerhin ne lange Zeit gemeinsam auf einem Boot sein – ich rate ihm verschiedene Ansatzpunkte, sich eine Strategie zu überlegen – zu versuchen Annika zu verstehen, auf seine Seite zu bringen, ihr Aufgaben zu geben – er sagt: „I just can not see the face anymore,…Bullshit“ – auch mit Laura scheint es Jojo ähnlich zu gehen – die zwei können sich so gar nicht ausstehen – ich würde sooo gerne aufräumen – „Befindlichkeitsgespräche“ in der Gruppe führen – alle Themen auf den Tisch bringen – die Sprachbarrieren sind aber zu groß und die Gesprächskultur nicht passend, um dies zu tun – außerdem bin ich der „neue“ – das Baby, wie Annika öfters wiederholt – ja, ich war noch nie auf einem Boot – ich bin aber auch nicht dumm – wenn mir mal jemand ordentlich was erklären würde – ich frage Jojo dies und das – manchmal kommt eine Antwort – häufig kommt aber „Don´t worry, be happy“ – „Bullshit“ – „Easy“ – kaum Inhalt – ich bohre teils weiter – super anstrengend und nervig Informationen zu bekommen und was zu lernen – so versuche ich aufmerksam zu sein, nicht im Weg zu stehen und die meiner Meinung nach wichtigen Dinge intensiv bei unterschiedlichen Personen zu erfragen – Annika und Laura erzählen mir, dass Dodo nen komischer Typ ist – anscheinend nimmt er kaum Rücksicht auf Nachtruhe und lässt sich von Frauen nix sagen – Zimmertausch war auch schon in der Diskussion – Annika schläft mit Laura in einem Doppelbett und findet es gar nicht gut, sie erwähnt es recht häufig – ich empfehle ihr die unterschiedlichen Themen anzusprechen, es auszudiskutieren, mit der Gruppe gemeinsam – Dodo will anscheinend nicht aus seinem Zimmer mit Etagenbett tauschen – nur unter der Bedingung, dass er mit einem von den Mädels bzw. Frauen im Doppelbett schlafen darf – so wurde mir zu mindestens erzählt – ich nehme alle diese Schwingungen wahr, will mir aber auch mein eigenes Bild machen – am nächsten Morgen fahren Annika, Laura, Roberto und Malte auf den Teide – Jojo und Dodo gehen an Land – ich glaube sie gehen in den Puff - später kramt Dodo in seinem Koffer rum – mit Googletranslator frage ich er da tut – er wird heute einen Flug Richtung Südamerika nehmen – upps, Vanessa und Jojo sind auch überrascht und geschockt – es scheint, als wäre es Dodo alles zu viel – er will vielleicht in Martinique wieder an Bord kommen – wenn alle anderen weg sind – schon krass, wenn die anderen vier heute Abend wieder kommen ist er einfach weg – Annika und Laura werden sich freuen J - Dodo hatte ein Zimmer mit zwei Etagenbetten für sich – ich schlafe mit Malte in einer ähnlichen aber kleineren Kajüte – die anderen sind noch nicht zurück – Jojo sagt, dass ich mein Fahrrad einpacken soll und gemeinsam mit meinem Fahrrad in das Zimmer von Dodo einziehen soll – perfekt für mich und perfekt für mein Fahrrad – Annika will aber auch ein eigenes Zimmer – ich erwähne, dass wir die Bettensituation mit der Crew besprechen sollen – „Näääää“ sagt Jojo – ich versuche ihn zu überzeugen – die Crew würde es sehr schätzen mit einbezogen zu werden – eine Chance für Jojo die Crew wieder auf seine Seite zu holen – wir diskutieren ca. 40min angespannt darüber – Vanessa sagt nix, stimmt aber meinen Argumenten nickend zu – Jojo ist nicht zu überzeugen – ich gebe auf und packe mein Fahrrad zusammen und ziehe um – das Fahrrad ist super safe und schläft im Hochbett über mir – die anderen kommen zurück – es dauert 20min bis bemerkt wird, dass Dodo weg ist – absurde Situation – am nächsten Tag nimmt mich Annika zur Seite und meint, wenn ich was predige sollte ich es auch selber so ausführen – sie bezieht sich auf meinen Rat, die Themen mit der Gruppe auszudiskutieren und für seine Wünsche gegenüber dem Kapitän einzustehen – ich hätte beweisen können, das ich tue was ich sage und die Chance mit dem Schlafplatz und dem Verlassen von Dodo nutzen können um dies zu beweisen – ich bin baff – ich habe es probiert – hart, intensiv und am Ende entschieden, dass es den Anweisungen des Kapitäns folge leiste – ich denke noch einige Stunden darüber nach und entscheide, dass ich richtig entschieden habe und bin stolz, dass ich meine Bedenken so nachdrücklich gegenüber Jojo ausgedrückt habe – naja, zu mindestens mein Fahrrad freut sich :)
Los geht es:
Tag 1: Heute Abend soll es losgehen. Gestern haben wir eingekauft, trotzdem bricht irgendwie nochmal Hektik aus – oder nur gefühlt bei mir? – ich habe eigentlich nix zu tun – alles erledigt und von mir aus hätte es schon vor drei Tagen losgehen können – wann fahren wir wohl ab? – die Sonne steht schon tief am Horizont – meine ersten Stunden auf See im Dunkeln? – da werde ich bestimmt Seekrank?! – ich kriege von Malte gesagt: „Achso, hast du es überhaupt schon mitbekommen? Wir fahren morgen früh“.
Tag 1:
Ohne große Vorankündigung verlassen wir recht plötzlich Santa Cruz – Annika hatte gerade die Milch fürs Porige aufgesetzt – ich kümmere mich dann kurz drum und verpasse das Ablegen leider – ich versichere mich kurz bei Annika, ob ich den Porige reintun soll – danach stelle ich den Herd ab und gehe hoch – gerade den Hafen verlassen L - als Annika den Porige sieht rastet sie ein bisschen aus – ich hätte viel zu viel Porige genommen, ob ich nur zwei Tage Porige essen will? – die Art und Weiße ist vollkommen übertrieben – ich gebe ordentlich kontra, sage, dass sie nicht so mit mir reden soll – „ich sei ein Baby und solle am besten auf den Boden gucken“ – alter, wer hat der den ins Hirn geschissen? – ich mache in ruhigen Ton klar, dass so nicht mit mir geredet wird – später behauptet Annika es wäre ein Scherz gewesen – what? Wir motoren an Teneriffa entlang, der Wind ist zu schwach – ich bin froh endlich abgelegt zu haben – nach ca. 2h stimmt irgendwas mit dem Ruder bzw. der Lenkung nicht – der Autopilot geht nicht mehr und die Lenkräder (Ruder? Oder wir man die nennt) haben keinen Effekt mehr aufs Ruder – wir öffnen eine Platte und stecken ein 90 Grad Stahlrohr an die manuelle Steuerung – sieht Abenteuerlich aus und ganz schön schwer den Kurz zu halten – ich darf auch mal ran und mache meinen Job anscheinend recht gut – so werkelt der Captain schon mal am Problem und wir steuern einen Hafen südlich an der Insel Teneriffa an – „San Miguel“ – da war ich zweimal um einen Dinghi-Segelkurs zu machen – die Aufhängung des Autopiloten hat sich gelöst und eine Schraube ich gebrochen – der Autopilot wurde vor einigen Tagen vorm Ablegen in Spanien repariert und der Mechaniker hat nur 4 von 8 möglichen Schrauben verwendet – wie krass ist das den bitte? – im Hafen repariert der Captain Jojo und ich die Aufhängung - wir müssen in der hintersten Ecke des Bootes über Kopf arbeiten – die anderen trinken oben Wein und geben teils Werkzeug und Bier an – Jojo ist verärgert, es hätte die Arbeit nochmal checken müssen – Abends nachdem es schon lange dunkel ist fahren wir dann wieder los
Das Boot:
16 Meter lang und ich denke mal hinten 5m breit – alles ist vollgestopft mit Kram – alles an Werkzeug ist an Bord: von Flex über Bunsenbrenner (habe ich am Hafen zum karamellisieren von Bananen verwendet) bis hin zum Wasserstaubsauger – vielleicht ein muss? – ansonsten ist das Boot voll ausgestattet – heißes Wasser – Kühlschrank – Gefrierschrank voller Fleisch – Luftfriteuse – Stabmixer – Wasseraufbereitungsanlage (100l/h) – Generator – drei Badezimmer – Waschmaschine – Generator – Solarpannel – Autopilot – Angel Equipment – Radar und noch viel mehr
Tag 2:
Die Wellen sind okay – der Wind leider etwas wenig, sodass wir wieder „motoren“ anstatt zu segeln – Autopilot ist eingestellt und so segeln wir dahin – ehrlich gesagt kann ich mich nicht mehr erinnern was wir genau gemacht haben – ich glaube wir haben sogar Motor und Genua gleichzeitig verwendet Dienstplan:
Wir 5 „Kunden“ haben jeweils Nachts 2h Dienst. Ich habe anscheinend einfach den Dienst von Dodo bekommen – Von 23 – 1 Uhr und dann kommt Malte – eigentlich bin ich eher der Frühaufsteher, aber mal sehen – gestern während meiner ersten Schicht war ich sau müde – es war eh der Motor an und keine anderen Schiffe auf dem Radar zu sehen – Jojo hat nix erklärt und auf mein Nachfragen meint er „Manana“ (kriege dieses Spanischen Kringel über dem zweiten N nicht hin) was morgen heißt – ich bin sau müde und freue mich als mich Malte ablöst und gehe sofort ins Bett
Tag 3:
Heute hat Marie Geburtstag – ich bin echt froh, dass ich sie nicht zu diesem Abenteuer überredet habe – sie wäre bestimmt schon vorn Bord gesprungen – Ich habe extrem gut geschlafen – mein Schlaf auf dem Boot ist eh irgendwie krass – teilweise ist das einschlafen schwer aber wenn ich dann mal schlafe dann schlafe ich so tief und fest wir sind immer noch auf See – es ist sehr entspannt – es passiert kaum etwas – ich habe das Gefühl alle sind entspannt und relaxed – die See ist recht ruhig und wir tuckern drei Knoten (3kn x 1,8=5,4km/h dahin) – ca. 950 Seemeilen sind es bis Kap Verde – naja, dann hoffen mir mal, dass noch mehr Wind kommt – 1kn/h = 1 sm – irgendwann checkt Jojo nochmal das Wetter – wir schmeißen den Motor an um den Wind einzufangen – Abends habe ich wieder „Watch“ – dieses Mal habe ich vorher etwas geschlafen und bin voller Tatendrang – ich erzähle Jojo was ich bis jetzt durch mein reines Beobachten verstanden habe – ich tue dies um mir die Legitimation zu bekommen auf dem Autopiloten die Knöpfe drücken zu dürfen – wir segeln mit Genua und Motor – auf dem Autopiloten kann man den +1 , -1 ,+10, -10 Grad Button drücken um den Kurs so anzupassen, dass das Genua gut im Wind steht – am beste so, dass es nicht ab und zu im Wind knallt oder an der Mastbefestigung kommt – zudem die Wellen beobachten und eventuell den so Kurs anpassen, dass das Boot ruhiger steht – der schlafenden Crew zu liebe – Jojo erklärt nix - er spricht lediglich im Halbschlaf Empfehlungen aus – „Make one more“ und ich drücke dann den Knopf – gerne würde ich etwas am Segel rumspielen und gucken was passiert – „Ask everything you want“ - er fängt an zu schnarchen
Tag 4:
Es passiert nicht so viel – ich schlafe lange und wir sitzen meist oben an Deck und schauen den Wellen zu oder reden ein bisschen – ich habe echt gedacht es wird richtig Aktion geben – anstatt dessen passiert überwiegend gar nix – Jojo backt Brot und spielt Computer – Annika und ich machen einmal am Tag vorne auf dem Boot für ca. 40min nen bisschen Sport – soweit es mit den Wellen geht – ab und zu nen Bierchen – was lesen – bisschen das hier tippen – es wird immer ca. um zwei Uhr gegessen – meistens bestimmt Annika was es gibt – wenn ich mal einen Vorschlag habe ist meist schon entschieden wurden – je nach Gericht esse ich nun auch vegetarisch oder je nach Essensangebot auch mal nen Stückchen Fleisch – bin da ganz frei und will keine Probleme verursachen – Abends gibt es meist eine Kleinigkeit – Jojo isst meistens nicht mit uns – Vanessa manchmal – der Wind nimmt auf ca 20kn zu und wir kommen an die 7-8kn Geschwindigkeit – die Wellen werden größer so ca. 3-4m meinen die erfahrenen Segler – man kann sich im Boot nicht mehr ohne festhalten bewegen – es ist abgefahren die Wellen zu beobachten und zu sehen, wie sich das Boot auf der überholenden Welle verhält – fast meditativ – wir fangen einen kleinen Fisch, vielleicht so 5kg – Delphine kommen uns besuchen und springen im Wasser vor und neben dem Boot hoch – ich habe mich dazu entschieden mit Jojo zu reden – gestern während der Schichtübergabe habe ich mit Malte darüber gesprochen – er meinte ich soll es lassen um den Frieden zu wahren – zudem erzählt er mir, dass Annika ihm erzählt hätte, dass Roberto überlegt hat das Boot zu verlassen – oh man, wenn Roberto geht das wäre echt schade – auch weil er aktuell das einzige funktionierende Satellitentelefon besitzt– aber ich sage nicht, dass ich nicht auch schon über Möglichkeiten nachgedacht habe – keine Ahnung ob Flüge von Cap Verde z.B. nach Brasilien gehen – vielleicht bringt mich ja auch ein anderes Boot irgendwie irgendwo an Festland – puh,…ich weiß gerade nicht was ich machen soll – eigentlich geht es mir spitze es könnte halt noch sooo viel geiler sein – nein,…besser ich schreibe ihm einen Brief und lese ihn vor – ich will, dass er mich mehr einbezieht – ich will mehr lernen und mehr machen (Helfen?!) dürfen – ich will mehr für mein Geld J - nen bisschen was zu erklären, oder mich mal nen Segel hochziehen lassen – wo soll denn da das Problem sein? – er will das Business ja eventuell noch erfolgreich weiterführen und dazu kann doch Feedback nie schaden – auch die anderen wünschen sich mehr – aber Jojo ist auch krass – aber keiner von den anderen sagt was – er schaut oft grimmig und sagt teils nicht guten Morgen, danke oder bitte – ich antworte einfach oft für ihn – „Good morning Jojo“ und wenn dann nix kommt sage ich: „Good morning Benno“ – für mich ist der Umgang mit ihm nicht so mega schlimm – aber ich verstehe auch kein Spanisch – ich gehe ins Bett und schlafe spät ein – die Wellen sind echt krass
Tag 5:
Ich wache spät auf – nachdem ich eingeschlafen bin habe ich tief und fest geschlafen – schon geil wie das Boot wackelt – es ist noch stärker als gestern und man kann kaum noch was abstellen – ich schreibe den Brief – es gelinkt mir gut, sehr konstruktiv und wertschätzend und klar – Malte meinte ich soll es zunächst mit zu mindestens ihm und Annika besprechen – naja mit Annika schon mal nicht – außerdem werde ich den Brief in meinem Namen schreiben – trotzdem lasse ich Malte drüber lesen – inzwischen bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob es überhaupt was bringen wird – Malte gibt gute Anmerkungen – außerdem sagt er, dass ich es ihm wenn dann erst an Land vorlesen soll – vielleicht kein schlechter Tipp – ich Zweifel – mal sehen – Mit Annika komme ich immer besser klar – generell ist die Stimmung an Bord gut – Jojo und Vanessa halten sich meist raus – die Angel biegt sich heftig – Hektik bricht aus – Jojo gibt Anweisungen auf Spanisch – ich versuche nicht im Weg zu sein – Roberto ist am Steuern – der Motor wird angemacht – wir werden langsamer – das Boot schwankt heftiger in den Wellen – Roberto nimmt eine Art Speer um den Fisch aufzuspießen und aus dem Wasser zu ziehen – es ist bereits Dunkel – ich werde ans Steuer gerufen – große Wellen, dunkel, Hektik und ich soll nun den Kurs bzw. das Boot ruhig halten – das erste Mal am richtigen manuellen Steuer und dann in solch einem Moment – ich rufe Annika, sie soll besser steuern – der Tunfisch ist fett, ca. 35kg – das Gemetzel beginnt – viel Blut und viel Fisch – der Fisch landet in der Gefriertruhe und das Deck reinigen wir vom Blut – was für eine Aktion?! – ich sage Jojo, dass es gut wäre wenn wir mal ne „Trockenübung“ zum Fischfangen machen, sodass beim nächsten Mal jeder weiß welche Aufgaben anfallen – er denkt kurz nach und stimmt mir zu
Tag 6:
Es ist wirklich langweilig – wir fahren mit dem Wind und schaukeln in den Wellen – ich habe nochmal mit Malte über den Brief geredet und ihn doch auch Annika gezeigt – sie wusste bereits Bescheid – in den Nachtschichten wird anscheinend „Stille-Post“ gespielt J – wir haben in der ganzen Woche drei weitere Boote am Horizont gesehen – zwei große Tanker oder so und ein Segelboot – schon verrückt so viel Wasser um uns rum – ich habe echt Respekt und halte mich immer gut fest – insbesondere wenn ich Nachts ab und zu vom Boot pinkel – eine recht große Schildkröte schwimmt vorbei – Abends zu Beginn meiner Nachtschicht nutze ich die Ruhe und lese Jojo den Brief vor – es kostet mich ganz schön Überwindung – meine Stimme zittert sogar ein wenig – crazy, das hatte ich schon lange nicht mehr – ich merke, dass er die Worte annimmt und es tut wirklich gut – er bedankt sich und bittet mich den Brief anzudrucken und ihm zu geben – er setzt sofort an mir Dinge über das Boot und die Bedienung zu erklären – ich glaube es ist angekommen und mal sehen, wie es so weiter geht – vielleicht muss ich nochmal nen Brief schreiben – ich bin auf jeden Fall froh und werde wohl in Cap Verde nicht von Bord gehen – Jojo geht ins Bett und ich mache meine Nachtschicht und freue mich über den schönen Tag und den tollen Abschluss
Tag 7:
Noch ca. 80 Meilen bis Kap Verde – wir werden wohl heute Nacht ankommen – die Wassertemperatur ist bereits auf 22 Grad gestiegen – wir sind nicht ganz sicher über die Einreisebestimmungen auf Kap Verde und ich mache aus meinem Covid Schnelltest den ich in Teneriffa gemacht habe sechs weitere – aber vielleicht wird es ja ausreichen, dass wir für 7 Tage auf dem Atlanik quasi in Quarantäne waren – vielleicht hat sich aber auch wieder alles geändert – wir haben ja kein Internet – bzw. Roberto telefoniert anscheinend gelegentlich mit seiner Frau über das Sat-Telefon und bekommt Wettervorhersagen von einem Freund per Whatsapp und Sat-Telefon geschickt – ich frage Jojo, ob er mir mal zeigt wie man das Boot ohne Autopilot steuert – macht Spaß und ich halte den Kurs recht gut – nach 10 Minuten schalte ich wieder den Autopilot an und chille
Wenn nix mehr erwähnenswertes passiert werde ich das hier in Kap Verde abschicken. Der Plan ist zwei Nächte dort zu bleiben bevor es dann nach Martinique geht – Jojo sagt es dauert 20 Tage von Kap Verde nach Martinique – von Teneriffa nach Kap Verde hat er 4 Tage gesagt – ich bin gespannt und werde an Bord bleiben – auch wenn ich mir irgendwie was Anderes vorgestellt habe – ich verstehe mich nun immer besser mit der Crew und dem Kapitän und genieße die Ruhe – auch mit Annika wird es immer lustiger, auch wenn sie manchmal sehr gemein sein kann – nur Laura nervt mich langsam immer mehr – aber sie wird anscheinend hart von Jojo gemobbt, was ich irgendwie nie mitkriege – sie trinkt auch immer mehr und scheint von mir genervt zu sein – jaja,…ich lerne spanisch und schaue aufs Meer – denke an viel und nix – vermisse Marie – aber werde nicht von Kap Verde nach Berlin oder so fliegen – vielleicht von Kuba?
Wir sind auf Kap Verde angekommen – ich habe das Gefühl, dass mein Brief geholfen hat – mit den anderen geht er immer noch teilweise um als wären sie Dreck – es ist so bescheuert – aber er ist auch nen Typ – die Fronten verhärten sich weiter – ich habe den anderen den Brief gezeigt – will keine Geheimnisse haben – ich versuche Sie zu überzeugen, dass wir mal alle gemeinsam sprechen – aber die Angst bzw. der Zweifel, dass es nix bringt sondern nur mehr Ärger macht ist ihnen zu hoch – vor allem Malte versucht mich davon zu überzeugen, dass es zu riskant ist – es ist so bescheuert – mal sehen – ich werde noch einen Tag warten und dann gehe ich mit Jojo mal nen Bier trinken und spreche „Tacheles“ – sind jetzt erstmal ein paar Tage hier – der Generator ist gestern nicht angesprungen und muss repariert werden
Puh ist echt lang geworden – aber war auch nötig – hab ja keine Marie mehr zum quatschen Morgen gehe ich wandern - alleine! :)
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