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Die Wahrheit und der Unterhosen Kapitän - Jeden Cent wert?

  • B&M
  • 24. Feb. 2021
  • 31 Min. Lesezeit

Hier nochma das Fotoalbum - mach nicht so viele Fotos


Ich habe echt zu viel geschrieben - daher hab ich es euch mal vorgelesen und noch mehr :) Hier die Audiodatei - ich bin mir nicht sicher, ob es mir es selber anhören würde.

Verspreche, die nächste Aufnahme wird vielleicht besser


Das werde ich vorlegen:


Ich muss zugeben, dass ich bei dem letzten Blogartikel ein paar Beobachtungen weggelassen habe – ich habe Sorge, dass die vollständige Beschreibung der Personen und die Umstände den Menschen, die sich eventuell um mich und meine Sicherheit Gedanken machen könnten, mehr Sorgen bereiten als es meiner Ansicht nach sein müsste. Anbei nochmal ein Überblick über die Personen an Bord mit ein paar zusätzlichen Anmerkungen Captain/Skipper „Jojo“: Jojo ist der Besitzer des Bootes. Ein Pole, der seit 17 Jahren in Spanien lebt und dort anscheinend ein, oder mehrere Firmen am Laufen hat. Drei Tage vor meinem Geburtstag wird er 40zig. Er raucht viel und trinkt am liebsten Whisky Ballantines mit Cola, so gut wie jeden Tag. Er ist massiv, kurz vor dick, hat aber schon ordentliche Brüste. Seine Englische Wortwahl ist begrenzt und sehr raff und „Bullshit“ sein Lieblingswort. Insgesamt hat er, nach eigenen Angaben, bereits mehr als 2 Jahre auf „Hoher-See“ verbracht. Er ist geheimnisvoll, scheint wenig Mitgefühl zu haben und Emotionen sind glaub ich nicht so sein Ding. Ich noch nie einen gefühlvollen Moment zwischen ihm und seiner Frau beobachtet. Er kommuniziert generell nicht liebevoll. Sagt nie „Bitte“ oder „Danke“

Seine Frau „Vanessa“: Ruhig, entspannt, lieb, klein, schmal und dicke Brillengläser. Sie wirkt zurückhaltend, immer recht fröhlich (auf den ersten Blick) und redet recht wenig. Manchmal scheint sie aber doch recht traurig zu sein. Manchmal sagt Jojo etwas auf Polnisch und Vanessa wird sauer und wirft auch schon mal einen Schuh nach ihrem lachenden Ehemann.

Der Peruaner „Dodo“: -ist ja weg- Dodo spricht kein Wort Englisch und versucht es auch nicht. Er ist etwas kleiner als ich und hat entweder einen Medizinball verschluckt oder sich irgendwie ein One-Pack antrainiert.

„Roberto“ de la Paz: Ein gutaussehender pensionierter Spanier, 63 Jahre jung. Sein Englisch ist gut, er kennt viele Vokabeln und kann sich gut ausdrücken. „Paz“ = Friede und so scheint er sehr weise zu sein und von allen geliebt zu werden.

„Laura“: wird so ca. Mitte 50zig sein. Spanierin, lebt aber in Portugal. Rot gefärbte Haare und ein T-Shirt mit „Wild“ vorne drauf untermauern ihre Aussage, dass sie anders ist als die meisten 50zig jährigen. Im Oktober hat sie sich von ihrem deutschen Mann getrennt. Nach 20 Jahren gehen die zwei nun getrennte Wege. Er lebt in Portugal in dem gemeinsamen Haus und sie mit mir auf dem Boot. Sie trinkt meiner Meinung nach viel und schwankt zwischen euphorischer und schlechter Laune. Durch die Trennung mit ihrem Mann scheint sie aktuell nicht sehr stabil im Leben zu stehen und vor allem nicht wenn das Boot in den Wellen schwankt.

„Malte“: Malte kommt aus Dänemark, hat Frau und Kind. Er hat seinen Job gekündigt oder ist gekündigt worden wird aber bis Oktober bezahlt. Als er klein war, war er manchmal mit seinen Eltern segeln. Sein Vater ist vor kurzem gestorben und der Trip gilt irgendwie auch ihm. Er scheint von Jojo eingeschüchtert zu sein und kifft „heimlich“ während der Nachtwache.

„Annika“: Die hat es in sich. Mitte Ende 30. Eine Frau, die weiß was sie will und dabei gemein werden kann. Sie ist teils ein Engel und teils ein Teufel. Ohne sie wäre echt langweiliger und entspannter.

und ich…

Anbei noch ein paar weitere Beobachtungen, die ich Vollständigkeit halber aufführen will:

- Ich bin mir sehr sicher, dass Jojo und der Peruaner Dodo in Teneriffa in den Puff gegangen sind

- Annika hat mir erzählt, dass die Crew und das Boot irgendwo um Spanien rum in einem Sturm gekommen sind und das Hauptsegel zerrissen ist und das Genua nicht im besten Zustand ist. Sie hat Angst. Ein neues Segel ist bestellt und sollte eigentlich nach Teneriffa kommen. Dann nach Aussagen vom Kapitän nach Kap Verde und nun nach Martinique

- das Satellitentelefon von Jojo funktioniert irgendwie nicht, zum Wetter checken schon aber nicht zum Telefonieren – zum Glück hat Roberto ein zweites dabei

- einer der Reserve Benzinkanister ist etwas undicht und im Schlafzimmer von Annika und Laura riecht es nach Benzin

- Annika und Roberto haben, als sie an Bord gekommen sind, darauf bestanden, dass die Navigationsleuchten vorne am Boot vertauscht werden. Das Grüne und Rote Licht waren vertauscht montiert.

Trotz aller Unverständnis von Annika habe ich echtes und volles Vertrauen, dass Jojo uns sicher über den Atlantik bringt – nur das mit den Segeln macht mir etwas Sorgen.

So nun aber zu Kap Verde:

Wir kommen, nach meiner Schicht, in der späten Nacht an – ich habe Annika geben mich aufzuwecken – Jojo steht am Ruder – irgendwie ist komische Stimmung – zusätzlich sind Annika und Roberto an Deck – ich schaue auf das Radar bzw. die Karte und sehe keine Details – Jojo hat keine detaillierte Karte vom Hafen – als Jojo kurz nach vorne aufs Boot geht flüstert mir Annika zu, dass sie ihm ihr Handy mit detaillierter Seekarte angeboten hat und zurechtgewiesen worden ist, dass er schon wisse was er tue – als er zurückkommt schaue ich auf meine vorab heruntergeladene Fahrradkarte und sage ihm die Gradzahl und die Entfernung zum Hafen an – seine Antwort ist „I know“, wie so häufig – anscheinend weiß er wirklich immer alles – Roberto und Jojo haben einen kurzen Wortwechsel und Roberto verschwindet kurz unter Deck aber kommt danach wieder rauf und setzt sich mit verschränkten Armen hin – es nervt manchmal, dass ich kein Spanisch verstehe – manchmal ist es aber glaub ich auch besser so – im Hafen von Mindelo bzw. St. Vincent liegen einige verlassene Schiffe – Jojo leuchtet immer wieder mit einer meiner Meinung nach etwas zu schwachen Lampe herum und navigiert uns an einem aus dem Wasser herausragenden schwarzen Schiffsbug vorbei – anscheinend hat der Hafen nicht auf unseren Funkruf geantwortet und wir ankern zunächst um am Morgen dann im Hafen anzulegen – ich gehe wieder schlafen – hab mir die Einfahrt irgendwie spektakulärer vorgestellt

Das Hafenpersonal fragt uns am nächsten Morgen vorm auswerfen der Taue, ob wir Covid Tests haben. Danach gehen Vanessa und Jojo mit unseren Pässen und den Covidtestes zum Immigrationsbüro. Roberto geht telefonieren und Malte ist irgendwo. Annika und Laura sind im regen und emotionalen Austausch – das Gespräch wechselt auf mein Nachfragen ins Englische – es wird sich über Jojo und seine Art ausgelassen – Laura will unbedingt vor der Abfahrt nach Martinique wissen, ob mehr Drogen an Bord sind und stellt klar, dass sie sonst nicht mitkommt – ist aber nur eine leere Versprechung – Laura ist extrem emotional und auch Annika geht nicht auf meine Versuche, Nachfragen und Vorschläge ein das Ganze strukturell anzugehen – ich glaube, dass Jojo sich mit unserer Hilfe verbessern kann – Annika meint es wäre, wie an Gott zu glauben – anscheinend ist sie Atheist – meine Bitte, dass wir überlegen, wie wir ohne Gefühlausbrüche mit ihm sprechen können werden nicht angenommen – ich bin sauer und finde es total dumm – ich reiße mich zusammen und mache aber klar, dass ich weiterhin offen mit Jojo umgehen werde – Laura will auf jeden Fall 5 Tage bleiben – Jojo hat mal von 2 Nächten gesprochen – auch dieses Thema fände ich gut zwecks Planung mal anzusprechen

Vanessa und Jojo kommen zurück – alles erledigt – nach den Covidtest wurde gefragt und von ihnen bejaht aber wollte keiner sehen – und zack die Crew flüchtet ans Land – ich hatte gehofft, dass wir zu mindestens klären wie lange wir bleiben – der Generator muss repariert werden – ich spreche kurz mit Jojo und sage ihm, dass einige Personen länger als zwei Nächte bleiben möchten – er antwortet es kommt auf den Generator und auf den Wind an – kann ich verstehen – Kap Verde bzw. St. Vincent ist Afrika – die Bevölkerung hat dunkle Haut und vorab wurde mir von Laura erzählt, dass alle blaue Augen haben – ich laufe ein wenig herum, finde aber keinen mit blauen Augen – an Land wackelt es gar nicht so sehr wie ich mir vorgestellt hatte – die Einwohner sind nett und das rege Treiben auf der Straße ist irgendwie erfrischend – es gibt auch einige Menschen die offensichtlich zu wenig Arbeit haben und insbesondere in unmittelbarer Hafennähe bin ich als blonder Europäer ein Magnet – es ist wieder alles anders – Märkte wie in Indien – nur sind die Einwohner dunkelhäutig und viel größer als Inder – Abends in der Hafenbar treffe ich die Crew – Laura hat schon ordentlich einen sitzen – sie hat eigentlich die komplette Zeit auf St. Vincent einen Pegel – ich sage, dass ich morgen gerne auf die andere Seite der Insel wandern will aber wenn wir übermorgen fahren wir ja morgen einkaufen müssen – ich teile mit, dass ich meinen Teil beitragen will und mich nicht rausziehen möchte – Laura geht mich komisch von der Seite an und meint, dass ich ein freier Mann bin und was dieses Nachfragen den soll – komische Situation und ich nehme es mal als „ja“ – ich bereite vorab meine Verpflegung vor und wandere am nächsten Morgen um 7 Uhr los – es dauert ca. 20 Minuten bis ich am Stadtrand angekommen bin – danach geht es bergauf und es ist extrem windig – außer Mindelo gibt es quasi nix auf der Insel – keine Bäume, keine Gräser, nur Geröll und Steine – irgendwie traurig und trist aber auch beeindruckend – ich genieße die Zeit und komme gut voran – auf der anderen Seite der Insel ist nen großer Strand und nen kleines Dorf – nix los und weiterhin sehr windig – auf einem Abendteuerwanderweg um einen Berg herum – ich rutsche teilweise ab und überlege, ob es eine gute Idee ist hier alleine lang zu laufen – über eine Straße ohne Auto und einigen Bauarbeitern zurück nach Mindelo – schicke Sicht auf die Bucht und gegenüberliegende Insel St. Antao – habe es sehr genossen den halben Tag alleine unterwegs zu sein – einen Teil der Crew sichte ich in der Hafenbar – prost – Jojo ist mit zwei Hafenhandwerkern am Generator zugange – scheint wohl was schwieriger zu sein – auch wenn ich schon weiß, dass ich die Antwort nicht verstehe oder bekommen werde frage ich nach was das Problem ist –– ich hatte es gar nicht vor, aber irgendwie kommt es dazu – wir sprechen über seine Verantwortung als Kapitän – er meint alle anderen sind komisch – Fang bei dir an – Habe einen Plan, wie du mit den einzelnen Charakteren umgehen willst (Roberto, der Erfahrung vom Segeln hat / Malte, zurückhaltend und etwas verpeilt / Benno, der noch nie auf einem Segelboot war / Laura, gestandene gerade getrennte Weltenbummlerin / Annika, die Verantwortung übernehmen will) – ich frage ihn, ob er sich wünscht respektiert zu werden und ein guter Kapitän sein will – ich spreche Klartext – ich habe das Gefühl, dass sich erneut etwas in ihm regt – er tut mir Leid – er ist irgendwie hilflos – aber lässt sich auch nur schwer bzw. gar nicht helfen – ich glaube trotzdem, dass auch er sich Zuneigung, Respekt, Anerkennung und letztendlich auch Liebe wünscht

Ich checke die Fährzeiten zur Gegenüberliegenden Insel St. Antao aus – morgens um 7 und 9 Uhr und zurück um 14 oder 16 Uhr – ich teile den anderen mit, dass ich plane die Insel zu besuchen – nervige Diskussion, ob man so früh aufstehen will – ich werde die Fähre um 7 Uhr nehmen und um 16 Uhr zurück – Treffen 6:20 in der Küche – Wer mitkommen will, gerne – Wer nicht, kann sich gerne in der Hafenbar den ganzen Tag betrinken – Roberto und Annika sind am Start – ich freue mich, die zwei sind mir am liebsten – sie sind so liebevoll zu einander – wie ein Großvater mit seinem Enkelkind, nur der Großvater ist nen bissle jünger und das Engelkind nen bisschen älter – eine Stunde Fähre – angekommen nutze ich meine Magnetischen Kräfte und wir nehmen einen Touristenführer mit Auto um die Insel zu erkunden – es ist ganz anders hier – eine Seite eher Wüste – in der Mitte nen riesen Vulkan mit Krater, wo Wein angebaut wird – auf der anderen Seite alles Grün – es war ein wundervoller Ausflug und jeden Cent wert – ich frage die zwei was ihr Lieblingsmoment war – die Antworten habe ich vergessen, vielleicht gab es auch keine – meiner war, wie die zwei hinten im Auto liebevoll Händchen gehalten haben – die Eindrücke, Geschwindigkeit und das viele Spanisch macht mich sehr müde und ich döse auf der Fähre zurück fast ein

Abends sitzen alle in der Hafenbar – alle! Ein einzigartiger Moment – es gibt Live Musik – Jojo hat seine Kamera dabei und die Stimmung ist feucht fröhlich und fast ein wenig aufgesetzt – er scheint sich zu bemühen – so sehr, dass es mir fast ein wenig peinlich ist – auch Laura albert mit ihm herum, die Situation ist prekär – alle ziehen die Kapitäns Mutze auf und machen Fotos – Jojo fragt Malte, ob die zwei einen Spaziergang machen – komische Situation – nach einiger Zeit fragt er wieder – später sucht er wieder Augenkontakt mit Malte und greift in seine Hosentasche und zeigt Malte zwei Kondome und nickt mit seinem Kopf, dass er mitkommen soll – oh man, es ist Malte extrem unangenehm – er antwortet mit Daumen und kleinem Finger ausgestreckt, dass er noch mehr trinken müsste – die Situation ist sogar mir total unangenehm – Ohne was zu sagen verschwindet Malte kurz darauf heimlich Richtung Boot – er flüchtet – kurz darauf fragt Jojo Roberto, ob die zwei einen kurzen Spaziergang am Strand machen – Roberto checkt es nicht und meint, dass er mitkommt – ich sage, dass ich es schön fände, wenn wir alle gemeinsam hier bleiben – um 23 Uhr macht alles dicht – zurück am Boot essen wir noch einen Mitternachtssnack – die Reste geht Jojo an die Straßenhunde verfüttern – entweder findet er keine Hunde oder er macht noch was anderes – ich gehe ins Bett – er tut mir irgendwie Leid, aber noch mehr seine liebenswürdige Frau Vanessa – am nächsten Tag – Tag vier in St. Vincent wir gehen einkaufen – morgen geht es los – das Einkaufen ist chaotisch bzw. ich verstehe nix und dackel überwiegend hinterher – insbesondere Lauras Laune geht mir auf den Sack – generell ist es für mich sehr schwierig die „Kontrolle“ abzugeben – es ist super anstrengend zu verstehen was abläuft – ich akzeptiere die Situation und bin froh, dass es Malte genauso geht und ich dieses Leiden mit ihm teilen kann – Jojo fragt jeden einzeln nach der präferierten Uhrzeit wann morgen ablegt werden soll – alle sind verwirrt und haben Probleme zu antworten – Jojos Plan ist dann zum Mittelwert abzulegen – die Wunschzeiten gehen von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr Mittags – der Mittelwert ist ca. 10 Uhr – Jojo entscheidet, dass wir um 12 ablegen – genau Lauras Wunschzeit – wow,…passiert hier etwa etwas? – abends geht es nochmal zur Sache – Laura hat zwei Einheimische Frauen im Schlepptau – wir gehen essen und es wird getrunken – ich verstehe die Frauen nicht – ich glaube es sind Escort-Damen – sie finden insbesondere Roberto interessant – als um 23 Uhr wieder alles dichtmacht, laden die Frauen noch auf eine Privatparty ein – Jojo, Vanessa und ich ziehen uns raus – ich werde von den anderen noch als Langweiler bezeichnet – ist mir sowas von egal – die anderen gehen mit – wie sich nachher rausstellt in die „Ladysbar“

Irgendwie war die Stimmung auf St. Vicent sehr entspannt und überwiegend angenehm. Keine großen Streitgespräche und alle recht gut gelaunt – vielleicht lag es am Alkoholpegel

Am nächsten Morgen geht es pünktlich um 12 Uhr los – es liegt Anspannung und Hang-Over in der Luft – wir werden doppelt so lange, wie von Teneriffa nach Kap Verde, auf dem Ozean sein – 12 Tage, vielleicht 20 – die Wellen sind groß und wild – nach einigen Stunden sind alle Seekrank – alle außer ich J – die Tage vergehen wie im Flug – leider habe ich ausversehen die Inhalte meine Offline Spanisch Lernapp gelöscht indem ich den temporären Speicher meines Handys geleert habe – tja,…da kann man nix machen – wir kriegen an den ersten zwei Abenden Besuch von Delphinen und sehen andauert etliche Fliegende Fische – einige Landen auf Deck – sowohl Laura als auch Malte werden während ihrer Nachtschicht von einem attackiert – später werden wir entscheiden die Fische zu essen – schlecken echt gut und man muss sie nur aufsammeln, wenn sie noch nicht am Deck festgetrocknet sind – die ersten drei Tage passiert nicht so viel – aber Tag vier hat es in sich – morgens flüstert mir Jojo zu, dass der Generator nicht mehr geht – nach dem Frühstück machen wir Sport und dann beißt ein Fisch an – er ist groß kurz vorm Boot kommt er allerdings frei – dies macht Jojos Laune nicht unbedingt besser – Jojo sagt zu meiner Verwunderung, dass ich den nächsten reinholen darf – und zack kurz darauf geht die Angel wieder los – zum Gelächter von allen, inklusive mir, hole ich den Köder mit einigen Algen an Bord – puh,…was für eine Aufregung – wir sehen links und rechts in den Wellen Tunfische flitzen – sie sind groß – und die Angelleine geht wieder ab – Jojo ist wieder am Start – war wohl nur nen Witz, dass ich darf – Roberto macht sich mit dem Harken bereit den fetten Tunfisch reinzuholen – kurz vorm Ausholen löst sich der Fisch und kommt frei – allerdings bin ich jetzt geübt mit Laura oder Malte das Segel einzuholen – es ist beeindruckend zu sehen wie der riesige Fisch im Wasser hinterm Boot glitzert und von einigen seiner Artgenossen auf der letzten Seemeile begleitet wird – ich habe einige Videos einfangen können, indem ich die GoPro ins Wasser gehalten habe – Magisch und eindrucksvoll – „Alle guten Dinge sind drei“, dieses Sprichwort gibt es anscheinend auch im Spanischen und Polnischen – tadaaa,…und wieder ein Fisch – leider darf ich wieder nicht an die Angel und ich gebe auf – Jojo ist einfach zu egoistisch und hat keine Lust Dinge zu erklären und zu zeigen – ich versuche zu helfen, wo ich kann – bringe Handschuhe – hole die zweite Angel ein – Kurbel das Segeln ein – dieses Mal lässt sich Jojo mehr Zeit und wir machen neben dem Haken noch eine Harpune klar – Roberto versucht Jojo davon zu überzeugen, dass ich die Harpune abfeuern soll – leider ohne Erfolg – ich bin nur der Helfer hinter der Kulissen – hab trotzdem das Gefühl nützlich zu sein und zu helfen auch wenn Jojo sich kein einziges Mal bedankt – Roberto trifft den Fisch mit der Harpune genau in der Mitte – super Schuss, hätte ich nicht besser gekonnt – wir haben ihn – er ist fett bestimmt an die 40kg – nachdem wir den Fisch eingeholt haben geht Jojo ohne was zu sagen ins Bett – Roberto fragt noch kurz davor, ob er will, dass er den Fisch ausnimmt – es ist eine Schlacht und viel Arbeit – der Fisch kommt soweit es geht ins Gefrierfach, Kühlschrank und einige Stücke werden zum Trocknen in Salz eingelegt – wir haben sogar noch was vom ersten Tunfisch übrig – was ein Tag voller Aktion – fast schon zu viel – und zu viel Fisch haben wir auch! Nur das frische Obst und Gemüse wird rah – heute an Tag 5 wurde der letzte Apfel gegessen – ich habe Roberto und Laura dabei zugeschaut – ich bin froh, dass wir noch etliche aktuell noch grüne Bananen haben – ich ärgere mich aber, dass ich mich beim Einkaufen so zurück genommen habe – aber alles andere wäre auch nur zum Drama geworden – das der Generator nicht mehr geht wirkt sich stark auf Jojos Stimmung aus – er redet kaum noch – ich ärgere mich über ihn – er macht uns und sich das Leben echt schwer – irgendwelche Metallteile von der Schaltung oder Getriebe oder so sind kaputt – mit „Drehmel“ oder wie das heißt versucht er es zu reparieren – die Wellen sind die letzten Tage verrückt – unter diesen Bedingen sitzt er mit einer Miesepeter Fratze unter Deck und versucht in graziler feinster Arbeit die Teile entsprechend zu bearbeiten – Annika dramatisiert die Situation des kaputten Generator – okay, wir haben nicht ausreichend Strom für unseren täglichen Gebrauch und müssen zwei Mal am Tag für ein bis zwei Stunden den Motor laufen lassen – insbesondere um den Watermaker zu betreiben und die Batterien für den Autopiloten zu laden – generell Fragen sich Malte und Annika häufiger was wohl noch passieren wird und was wohl noch kaputt gehen wird – wir haben ja noch soooo eine lange Zeit vor uns – naja,…von jetzt an vielleicht noch 8 oder 9 Tage – ich sehe das Ganze eher entspannt und bin entspannt gespannt – es gibt für mich eigentlich nur drei Dinge die mich an dem kaputten Generator nerven: 1. Ich kann meinen Laptop nicht laden (obwohl Jojo vor einiger Zeit mal meinte, dass es trotzdem gehen würde – verneint er dies jetzt) und somit keine Videos schneiden und muss mit der Batterie haushalten 2. Jojos Stimmung nervt extrem! 3. Der Motor ist lauter als der Generator

Ansonsten ist es recht lustig und entspannt – insbesondere mit Annika und Malte habe ich viel Spaß – manchmal kommen wir uns vor wie die Kinder an Bord – wir albern rum, sitzen vorne am Deck (wenn die Wellen es zulassen), quatschen – aber auch mit den anderen gibt es Momente der Zuneigung und Innigkeit – auch wenn man dafür teils viel Phantasie genötigt – mir ist oftmals etwas langweilig und da ich gerne mehr über die anderen herausfinden will stelle ich gerne fragen – werden oft interessante Gespräche draus – ich meine, wir können doch nicht die ganze Zeit aufs Meer starren! – Laura und Annika haben ein Problem mit der Toilette – Annika hat es zuerst gelöst, indem sie das Geschäft im Papier aus dem Fenster geworfen hat – nun geht sie auf die Toilette von Malte und mir – Jojo ist von Laura weiterhin genervt und meinte zu mir, dass er sich freut, wenn sie von Bord geht – mir hat er angeboten zu bleiben!? Laura trinkt gefühlt weniger – auch mit ihr habe ich ab und zu lustige und angenehme Gespräche – sie ist eine beeindruckende Frau – früher in Kommunen gelebt – viel gereist ect. – sie kümmert sich viel um die Ordnung in der Küche – wirkt dabei meist etwas gestresst und während ich hier, mit Blick auf den Herd, wieder mal so tippte haut ne fette Welle den Topf halb vom Herd und etwas vom Inhalt auf den Boden – ich muss heimlich grinsen – Laura flucht auch spanisch oder portugiesisch – die Bedingungen sind zum Kochen und generell zum Leben echt hart – man muss sich immer festhalten und tierisch aufpassen, dass man die Türen nicht knallt – also eins steht fest: Obwohl die Grundstücke hier bestimmt günstig sind: Auf dem Ozean will ich mich nicht niederlassen – viel gibt es hier eh nicht – es sind die Kleinigkeiten über die man sich hier wieder freut – ein Vogel am Himmel, hier und da fliegende Fische oder eine Welle die seitlich ans Schiff klatscht – ich habe die Situation akzeptiert – ich will aufhören darüber nachzudenken, wie cool es denn sein könnte mit einem tollem Kapitän und meiner Traumcrew einen solchen Trip zu machen – Annika teilt immer mal wieder aus – sie ist teils ein Engel und kümmert sich so lieb um alle und im nächsten Moment verbietet sie mir den Mund oder ist zu mir oder Malte einfach nur gemein – Roberto ist der Superheld auf dem Boot – alle vertrauen ihm und er kann unglaublich gut Tunfisch zubereiten (wie praktisch) – ich habe Jojo nicht aufgegeben – ich werde ihm nicht helfen können aber will ihm trotzdem Impulse geben – er tut mir neben seinem Arschloch sein auch echt Leid – ich bleibe mir treu – wir schauen wie so oft den Sonnenuntergang – ich muss sagen mit Kulisse im Abendlicht hat so einen Sonnenuntergang für mich mehr Charme – Laura kämpft parallel mit den Wellen und Jojo fummelt am Generator rum – er springt an! Jeah – abends essen wir gemeinsam – was nicht häufig vorkommt – aber immer mal wieder passiert – ich genieße, trotz wenig Spanischkenntnisse, diese Momente – Jojo trinkt Rum-Cola und ist definitiv besser gelaunt – die nächsten zwei Tage redet er komischerweise wieder kaum – ich bleibe mir treu – frage ihn trotzdem Dinge und mache immer mal wieder Witze – heute habe ich ihn gefragt, ob er mir mal ein Kompliment machen kann J – keine Antwort – hab ihn nach zwei Tagen nochmal erinnert – ich werde es wieder tun, mal sehen ob irgendwann was kommt – Annika hat sich vor ein paar Tagen bei Malte beschwert, weil er seine Jogginghose immer unterm Arsch hängen hat – hat Jojo dieses Gespräch mitbekommen? – er trägt seit dem nur noch Unterhose und Axelshirt – wir haben angefangen die Nachtschichten im drei Tage Rhythmus zu variieren – jeder rutscht nach drei Tagen eine Schicht weiter – gestern hatte ich das erste Mal von 3-5 – ich lerne meist etwas spanisch (bin aber echt unmotiviert) und höre dann nen Podcast – um ca. 4 Uhr ist der Autopilot ausgefallen – wir haben aktuell starken Wind ca. 20kn und recht hohe und wilde Welle – Jojo hatte mir „erklärt“ was zu tun ist – Ruder etwas gegen den Wind drehen und festschrauben, Kurs merken und dann unten am Panel den Autopiloten reseten und wieder hoch gehen – oder rennen? – Annika ist es schon häufiger passiert und als sie mir von ihren Erfahrungen berichtet hat, hat sie mir den Tipp gegeben es auf gar keinen Fall alleine zu machen – als das Pipen ertönt schrecke ich auf – springe zum Ruder drehe es und schraube es fest – merke aber dabei, dass das Boot durch die Wellen von rechts schon zu sehr aus dem Wind gedreht hat – ich muss stärker dagegen lenken – ich hatte mir eh vorgenommen Jojo zu wecken und nicht das Ruder bzw. das Deck alleine zu lassen – mach zwei Schritte zu seinem Fenster, welches direkt unter dem Sitzbereich ist und rufe zwei Mal seinen Namen und bitte mit möglichst ruhig klingender Stimme höflichst, dass er mir hilft und die Knöpfe zum reset drückt – er ist sofort am Start und das ist auch gut so – das Boot hat sich weiter in Wellenrichtung gedreht und zwei große Wellen klatschen laut hinten gehen die Seitenwand und besprenkeln mich mit Salzwasser – das Segel spielt verrückt und ich versuche das Boot wieder in den Wind zu drehen – ich ärgere mich, dass wir es nicht vorher mal geübt haben – das Segel ruckelt am Boot und knallt – da die Wellen nun anders aufs Boot wirken schaukelt es zusätzlich heftig – alle werden aufwachen – mit ein wenig Übung hätte man das verhindern können – nachdem Jojo unten den Autopiloten resetet hat bitte ich ihn die Steuerung zu übernehmen – ich stelle den Piloten wieder auf die vorherigen 280 Grad und es dauert ein paar Momente und das Boot und das Segel sind wieder ruhiger – Annika kommt rauf und Jojo geht ohne was zu sagen wieder ins Bett – ich bedanke mich und lobe ihn noch für seine Hilfe – ich bin wach und aufgepumpt – Annika und ich witzeln noch ein wenig rum bis Malte um 5 zur Ablöse kommt – ich gehe ins Bett und es dauert ein wenig bis ich einschlafen kann – ich nehme mir vor den Unterhosen Kapitän morgen zu bitten, dass ich noch ein wenig manuell Steuern üben kann – ich habe echt kein Bock nochmal die gesamte Crew aufzuwecken und eventuell das, wie Annika sagt, „beschädigte Segel“ zu schrotten – heute ist morgen und ich habe gerade kein Bock ihn anzusprechen – ich tue es auch im Laufe des Tages nicht, habe ich resigniert? – einen Tag später ist heute und heute ist der 9te Segeltag seit Kap Verde – der 8te ohne Land in Sicht – der 7te ohne andere Boote am Horizont oder auf dem Radar – gestern habe ich zwei Minuten über das Satelliten Telefon mit Marie gesprochen – es hat mich so sehr gefreut sie zu hören bin aber danach in ein kleines Tief gefallen – hatte kein Bock mehr auf die Leute hier – wieso bin ich nicht von Menschen umgeben die ich liebe und die mich lieben? – heute ist meine Stimmung schon wieder besser, wieder gut – gestern am 14.02. habe ich erzählt, dass der 15.02. Captains Dressing Day ist und wir morgen alle in Unterhemd und Unterhose rumlaufen müssen – Malte will es umsetzen und hat mir eins seiner Unterhemden angeboten – Leider hat Jojo heute ne kurze Hose an – Malte und ich nehmen uns vor, dass wir es an einem anderen Tag machen – es wackelt so krass im Boot – alle knallen mal irgendwo gegen und fallen auf sich gegenseitig drauf – ich habe richtig Glück mit meinem Schlafzimmer – mein Bett ist breiter als die Einzelbetten bei Malte im Zimmer – Annika ist nun auch dort hin umgezogen – im Doppelbett im Bootsbug schläft Laura neben dem Motor und Generator – vorne im Boot kämpft Roberto mit Wellen – auch, dass wir das Segel immer nach links haben und die Wellen von rechts aufs Boot kommen macht mir das Schlafen anscheinend einfacher als allen anderen – Zusätzlich habe ich einen Ventilator im Zimmer – zwar noch nie benutzt, aber die anderen sind trotzdem neidisch – Mittags sitze ich nach dem Essen mit Malte und Annika draußen – ich hatte bereits vor allen vor einiger Zeit erwähnt, dass ich gerne kurze Interviews von jedem machen wolle – ich gehe die Fragen durch – Roberto kommt dazu – er kriegt nur noch mit, wie ich erwähne, dass ich Jojo fragen will warum er überhaupt Leute auf sein Boot nimmt – er fragt, mit etwas mehr Energie in seiner Stimme warum ich dies Fragen will – ich sage, weil ich es wissen will – ehrlich gesagt glaube ich es ihm bereits in unserem ersten Telefonat gefragt zu haben – kann mich aber nicht mehr erinnern – Roberto scheint irgendwie damit nicht zufrieden sein – er erwähnt noch, dass ich das Risiko mit der Frage eingehe, dass Jojo und alle vom Schiff schickt – „Wat?“ Denke ich mir – und er fragt mich einige Fragen am Stück ohne meine Antwort abzuwarten, irgendwie ist er aufgebracht – vielleicht will er mich nur aus der Reserve locken, was auch immer das bedeutet: „Warum bist du hier?“ „Warum bist du nicht bei deiner Frau“ „Macht es dir Spaß hier?“ – ich beantworte alles wahrheitsgetreu und muss sagen, dass mir trotz komischem Unterton seinerseits die Konversation Spaß macht – ich habe allerdings das Gefühl, dass ich reflektiert bekommen soll, dass ich zu viele Fragen stelle und erläutere mein Gefühl – erläutere, dass ich mir Feedback wünsche und niemanden auf die Eier gehen will – Wenn es etwas gibt dann raus damit – Annika fragt mich, ob ich es wirklich will – Ja?! – sie sagt, dass ich meinen Pullover waschen soll, er stinkt – ich drücke aus, dass bin dankbar für den Tipp bin und natürlich auch etwas peinlich berührt – die Unterhaltung endet in Schweigen und kurz darauf geht Annika – Roberto geht auch und sagt mir noch, dass ich bitte weiter Fragen stellen soll er meinte es nicht so – Malte kommt hoch „Everyone left?“ – im Nachhinein ist die Situation für mich immer noch nicht greifbar – vielleicht mache ich wirklich zu viel Trubel mit meinen Fragen – ich frage Malte, ob es ihm auch aufgefallen ist, dass mein Pullover stinkt – er verneint – achja, der Generator geht doch wieder nicht und damit halt auch nicht die Waschmaschine – ich wasche meinen wirklich nach Schweiß riechenden Pullover mit zwei weiteren Wäscheteilen mit Waschpulver – voll viel Arbeit aber war anscheinend nötig – ich will ja nicht, dass den anderen unangenehm ist wenn ich unangenehm rieche – das wäre mir dann ja auch unangenehm – nach dem Mittagsschlaf tippe ich hier – Annika kommt zu mir und wir unterhalten uns nett – echt nen Biest und nen Engel – ich muss aber auch sagen, dass ich wirklich glaube, dass jeder hier sein bestes gibt und keiner abgrundtief Böse ist – der Rest des Tags ist sehr gemütlich – Abends legen wir uns aufs Deck und es werden Sternenbilder erklärt – super langweilig und echt schön – ich gehe schlafen

Um 3 Uhr hab ich Schicht – der Wind ballert – ich lese – der Wind ballert ordentlich, ich krieg auch immer mal wieder Gicht von ner Welle ab – aber das Boot steht ruhig – ich checke den Wind und die Geschwindigkeit – 11 m/s ist anscheinend ungefähr 22 kn + unsere Geschwindigkeit 11kn = 33kn Wind – uhiii – ich checke das Segel, sieht gut und stabil aus – auch das Boot wackelt nicht so extrem – wir sind halt nur schnell unterwegs – ich lese weiter – Roberto kommt raus – er schläft ganz vorn im Boot – er fragt mich was los ist und ich sage: „Wir fliegen“ – er schüttelt den Kopf – nicht abweisend eher mit Mitgefühl zu meiner Unwissenheit – ist anscheinend ziemlich laut bei ihm in der Kabine – er reduziert das Segel – Jojo steht auf uns fragt was los ist – Roberto erklärt ihm, soweit ich es verstehe, dass wir zu schnell unterwegs sind und Jojo stimmt zu – als Roberto wieder ins Bett geht fragt Jojo mich warum ich nicht ihn gerufen habe sondern Roberto – ich habe niemanden gerufen! – Ich wusste ja nicht, dass wir zu schnell sind und ob ich überhaupt das Segel alleine reduzieren soll oder ob ich ab gewissen Geschwindigkeiten jemanden rufen soll – Jojo geht wieder ins Bett – ich muss sagen lesen bei 7kn anstatt 11kn ist angenehmer – Malte kommt etwas früher zu Schicht – wie so häufig macht er uns einen Tee – in dem Moment, wo er mit dem Tee die Leiter rauf kommt fällt wieder der Autopilot aus – ich direkt ans Ruder – hatte mir zum Anfang der Schicht den Kurs gemerkt 280 Grad – rufe Malte zu den Autopiloten zu reseten – anstatt dessen kommt er hoch – er kann anscheinend nicht anders, hat ja zwei heiße Teetassen in der Hand – ich sage ihm er soll als Ruder gehen, 280 Grad – ich runter zum Kontrollpanel – Jojo ist aber schon am Start – also habe ich letztendlich wieder nix gemacht J – die zwei stellen den Kurs wieder ein – zu mindestens da kann ich helfen, 280 Grad! – Jojo setzt sich hin und raucht, Malte meint er wäre jetzt wach – ich bin froh, dass das Segel nur halb draußen war – ich erzähle ihm kurz die Story vom „Fliegen“ – Jojo unterbricht und meint ich soll ihn das nächste Mal rufen, wenn wir zu schnell sind – Was ist denn zu schnell? – ich erwidere, dass ich mir z.B. wünschen würde so etwas erklärt zu bekommen – wenn der Autopilot bei 33kn ausfällt und ich das „eventuell bereits beschädigte Segel“ falsch in den Wind stelle – so nen Abenteurer will ich auch nicht sein – Jojo: „You did not ask!“ – „What the fuck?!“ – ich erkläre ruhig, dass er mir sowas erklären soll, wie soll ich den etwas erfragen von dem ich gar nicht weiß, dass es passieren kann – okay: ich stelle die Frage „Is there anything I should know which can happen during a nightshift?“ – seine Antwort ist „Don´t worry“ und er geht ins Bett – Malte und ich schauen uns an und zuckend grinsend die Schultern – es ist einfach nur zum Lachen und Verzweifeln gleichzeitig – ich schlafe nicht gut – am nächsten Morgen spreche ich ihn nochmal drauf an und beschwere mich, dass wenn ich was frage seine Antworten zu kurz sind und es sich für mich nicht gut anfühlt ihm alles aus der Nase ziehen zu müssen – Ich will meinen Punkt klar machen und sage sowas wie: „Your comunication is still shitty“ , „It seems that you don´t care at all“ , „If it is like that just say it and I will not bother you anymore“ – er versteht es bzw. tut wenigstens so und ich habe wieder ein wenig das Gefühl erreicht zu haben, dass er nochmal nachdenkt – später ruft er mich nach oben und wir simulieren, dass der Autopilot ausfällt – er erklärt nen bisschen was extra zur Bedienung des Ruders – klappt alles ganz gut – „You see it is very easy“ – später am Tag ruft er mich von oben bzw. draußen – ich höre auf zu tippen und frage was er will – „Take the control“ – wir proben den Ausfall des Autopiloten – „It´s very easy“ – ja es ist schon easy – den Kurs halten, dann das Ruder festschrauben, runter gehen, den Autopiloten vom Strom nehmen und wieder anschalten, wieder hoch, den Kurs korrigieren bzw. überprüfen und den Autopiloten wieder einstellen – aber wenn man es noch nie gemacht hat und dann dazu im Dunkeln und im Stress – sollte man es schon geübt bzw. erprobt haben – ob die eine Probe wohl ausreicht, dass ich es das nächste Mal hinbekomme?

Ich koche abends – Traditionelles deutsches Gericht – Gebratene Zwiebeln auf Kürbisstampf mit Kohlknoblauchtopping – ich verkaufe es als „Allerlei“ – das Wort und Gericht schmeckt den Anwesenden – der Abend ist lustig – wir trinken und schauen in Sterne – alle sind da – der Wind nimmt zu und wir fliegen mit 11kn durch die Nacht – Navigationsleuchten aus und LED in Grün auf Deck an – mir gefallen diese Momente, wo alle zusammen sind und es so Zwanglos entspannt ist – bevor ich ins Bett gehe sagt Jojo noch was zu Annika – sie ist ruhig und hört zu – danach sagt keiner was – ich gehe ins Bett und frage mich, was da wo los war?!

Seit dem 22.01. bin ich auf dem Boot – am 27.01. ging es los nach Kap Verde – dort angekommen sind wir am 03.02. und am 07.02. wieder gestartet – aktuell ist der 17.02. – ich wohne seit 27 Tagen auf dem Boot und davon sind wir bis heute 19 Tage gesegelt

Heute ist Schichtwechsel – ich hab von 5-7 Uhr und freue mich drauf – die Schicht ist ruhig und ich lese die komplette Schicht – dann kommt Malte und übernimmt – Annika kommt auch und Jojo auch – wir schauen den Sonnenaufgang und Jojo spielt Autorennen auf dem Handy – zum super Start in den Tag gibt es noch ein Zweigänge Frühstück – Brot mit Guacamole und Zwiebel, als zweiten Gang Brot mit Peanutbutter und etwas Kakao – dabei aufs unglaubliche weite und raffe Meer zu schauen ist schon was Besonderes – ich krame in meiner Kabine rum – Annika kommt vorbei – ich spreche sie auf gestern Abend an und sie meint sie müssen mir zwei Sachen erzählen – wir entscheiden aufs Deck zu gehen – drinnen ist die Abhörgefahr zu groß – wir sitzen im Halbschatten vom Segel – Halbschatten da die Wellen seitlich kommen und das Boot wackelt und wir dadurch immer eine halbe Welle Schatten haben – sie erzählt, dass Jojo gestern zu ihr gesagt hat: „Ich weiß, dass du denkst, dass ich ein schlechter Mensch bin. Aber ich bin kein schlechter Mensch, ich habe eine Vergangenheit die mich zu dem gemacht hat. Jetzt habe ich Krebs und werde innerhalb der nächsten zwei Jahre sterben. Meine Frau Vanessa weiß davon nix und wenn ich sterbe wird um sie gesorgt sein. – wir wissen nicht, ob wir das glauben sollen – es entschuldigt auch nicht sein verhalten, vielleicht kann es dieses erklären – er hat anscheinend auch erwähnt, dann seine Frau es nicht weiß aber der Peruaner Dodo (der in Teneriffa von Bord gegangen ist) – Annika überlegt ihn anzurufen und zu fragen, ob es stimmt

Aber dann kommt noch was – die zweite Geschichte – [*gelöscht* nur in der Audioversion verfügbar] – Malte kommt dazu – wir quatschen – trinken Bier – Malte dreht nen Joint – wir sitzen bestimmt drei Stunden dort bis Laura um 14 Uhr zum essen ruft – ich bin etwas berauscht und es fühlt sich toll an – wir essen alle gemeinsam und ich frage Jojo, wie seine Pläne für Martinique sind – alle sind plötzlich ruhig und hören ihm zu – es ist interessant, was passieren wird – Laura hat nicht viel Geld und will am liebsten Wochen an den Inseln rumsegeln, sie hat keine Pläne – Malte weiß auch noch nicht, er meint er hat noch ein paar Wochen und will nach Vegas Pokern – Roberto will am liebsten nach Kuba oder auf eine Insel, wo man günstig nach Spanien zurückfliegen kann – Annika hat noch Zeit und weiß noch nicht – ich frage lediglich nach seinen Plänen zur Reparatur des Generators und wie lange wir im Hafen bleiben ect. – seine Antwort ist 2 Tage Hafen und dann Ankern – die anderen stellen keine weiteren Fragen?! Annika hat nen ordentlichen Sonnenbrand vom gequatsche auf dem Deck – Jojo lacht sie hämisch aus – „Sonnenbrand tut weh und kann Hautkrebs verursachen“ verkneife ich mir – Robertos Laune ist seit ein paar Tagen nicht die beste – also er macht nix gemeines aber ist ruhiger als sonst – ich denke, dass die zwei nochmal miteinander sprechen sollten – mir ist es unangenehm in was für einer Situation er sich befindet und ich glaube auch, dass es Annika gut tun würde mit ihm zu sprechen – sie meinte gestern, dass es ihr nun unangenehm ist, wenn Roberto ihrer während ihrer Nachtschicht Gesellschaft leistet bzw. draußen schläft, weil es in seiner Kajüte einfach zu sehr auf und ab geht

Wir haben noch 350 Seemeilen bis Martinique – es sind so ein bis zwei Tage – kann man nicht genau sagen – verrückt, oder? – man merkt, dass die Crew langsam mit den Gedanken dahin geht, dass die Momente rar werden – keiner verpasst mehr einen Sonnenuntergang – natürlich außer Vanessa und Jojo, die sitzen drinnen und spielen am Handy oder Computer – Jojo läd seinen Rechner „heimlich“ wenn über den Motor die Batterien geladen werden und vertröstet mich dann immer auf den nächsten Tag – hab noch 61% mit dunklem Bildschirm sagt der PC, dass es noch 7h ausreicht – aber ich würde eigentlich gerne Videos schneiden anstatt hier an meiner zehnten Seite zu tippen – Respekt – wer es bis hier hin geschafft hat

Sind noch ca. 150 Seemeilen von Martinique entfernt – es ist der 20. Februar und Jojo hat Geburtstag – Malte hat mich schon auf Teneriffa vor diesem Tag gewarnt – Wassertemperatur ist aktuell 26,3 Grad – kurz nach Teneriffa war es ca. 20 Grad – ich freue mich auf Land – bin gespannt, was passiert – Roberto meint, er ist der erste der von Bord geht – ich weiß noch nicht – will vielleicht nicht bleiben – will vielleicht nicht alleine sein – hab Lust zu radeln und frei zu sein – wenn die weitere Destination stimmt bleib ich vielleicht noch etwas – eine Fähre gibt es anscheinend von Martinique nach Guadeloupe und von Guadeloupe gehen internationale Flüge – ich vermisse Marie sehr – zurück in den Lockdown Winter nach DE will ich aber nicht – hab Angst vorm alleine radeln – bin gespannt, etwas angespannt und positiv aufgeregt – Jojo sitzt den Großteil des Tages am PC und spielt Krieg – die Frauen backen „heimlich“ einen Kuchen und ich habe ein Gedicht geschrieben – der Kuchen wird serviert und wir singen – Jojo ist peinlich gerührt und schenkt Rum oder so aus – generell glaube ich einfach, dass seine Emotionale Intelligenz sehr sehr gering ist und er manchmal einfach nicht weiß wie er sich anders verhalten könnte – ich lese mein Gedicht vor: Ich sage vorweg, dass Jojo mitten im Gedicht ein Gespräch über Eis im Drink oder so anfängt. Ich werde es jetzt aber komplett vorlesen. Un poema del desesperado zalamero para el amado capitán.


Oh captain oh my captain

Your birthday is today

Your Crew is here celebrating this special day


Oh captain oh my captain

40years you got now

40years since your mother pressed you out

40years you're discovering the world


Oh captain oh captain

You re giving me a adventure I ll never forget

I have to say that I really do not regret


Oh captain oh captain

Your communication is shit

But the boat is big

I wish you don't need to refit it


Oh captain oh my captain

Your style is fine

Even if you just wear Calvin klein


Oh captain oh my captain

I am happy to get to know you

I am happy that we have met

You are so special and mysterious and I learned a Lot from that.


Oh captain oh my captain

I love you

I love to See you smile

I love to See you having fun

Oh captain oh captain

I hate you

I hate to see you sad

I hate to see you grumpy


Oh captain oh captain

You heart might be big

Where the fuck is the gate into it?

Let some love reach your heart

Please let it shine inside of you

And then I beg Open it up

Lets it shine out of you

Let your sun rise, brighten up the world.


Oh captain oh captain

Lets play this game

Los siento los siento

Una pregunta por favor

Don't worry be happy

Sometimes and maybe

Okay, I give up - I admire you have won


Oh captain oh captain

Happy birthday, happy birthday

Lets "Saluut" with your glases


I wish you a happy future and a lot of fun. I wish you will receive A Lot of love.

Smile to the big World and the World will give you a big smile back. I will pray that the Wind may always come from the right point of the compass to you.

Happy birthday, happy sailing, happy live, happy birthday, happy dominik, happy Anja, happy Crew, happy live, happy sailing, happy dominik, happy birthday



Das Gedicht scheint auf alle eine Wirkung zu haben – außer auf Jojo – naja ist traurig – ich bin traurig, weil er mir leidtut – es wird weiter getrunken und wir gehen an Deck – Jojos laute Musik dröhnt – wir drehen heimlich immer etwas leiser – es ist ein ausgelassener und schöner Moment – mit 7 kn brettern wir durch die Nacht Richtung Martinique – es ist besonders – ja auch weil ich etwas angetrunken oder vielleicht sogar betrunken bin – die Cola ist fast leer – Jojo hat keine mehr – ich hab noch eine 0,3l Flasche, die eigentlich für mich war – er meint ich könnte den abgestandenen Rest aus der 1,5l Flasche haben und er nimmt meine Eisgekühlte – ich lasse mich auf 50/50 ein – wie Brüder sage ich – er sagt er trinkt später die anderen 50% – ich sage „Wehe“ – Malte sagt gibt es ihm es ist sein Geburtstag – nee! Erstens finde ich Geburtstag eh dumm und zweitens will ich ein Statement machen – er teilt auch nicht alles – ich darf nicht richtig Fischen, muss betteln um irgendwas über Segeln zu lernen – Fuck off – Jojo grinst mich an und will dich die Cola holen – ich habe sie im Zimmer versteckt – er geht im mein Zimmer – ich gehe hinterher und rufe ihm zu er soll nicht reingehen – er grinst, ich grinse – wir sind vom Alkohol berausch – es schlägt um – er beschwert sich, dass er alles Teilen würde blablablabla und macht einen auf schlechtes Gewissen – zusätzlich hört er mir nicht zu – tja und Malte gibt im Fanta und damit ist er erst einmal beruhig – ich trete später noch in ein großes Fettnäpfchen – Jojo sagt das Fahrrad ist jetzt sein – wir diskutieren nen bisschen rum und machen Witze, dass ich auch das Boot nicht gehen das Fahrrad tauschen würde – ich will Vanessa ein Kompliment machen und sage, dass ich das Fahrrad ausschließlich hergeben würde, wenn ich sie dafür haben darf. Ich will provozieren, ich will auch provozieren, dass Jojo zugibt, dass Vanessa unbezahlbar und besonders ist – ich kriege stattdessen nen Shitstorm ab – zu Recht – Laura schaut mich angewidert an – Jojo ruft irgendetwas – ich versuche es zu erklären – kriege aber von Annika aus meiner Trinkflasche Wasser ins Gesicht gespritzt – sehr unangenehme Situation – später, noch etwas betrunkener quatschen Jojo und ich unten in der Küche – das Gespräch ist gut – so wie es nur sein kann mit ihm und mir und wir betrunken – Annika kommt dazu weil sie Angst hat, dass was passiert – es ist harmlos – ich erkläre ihm, warum ich ihm die Cola nicht gebe und wir sprechen darüber, dass ich ihn und seine Vergangenheit ja nicht kenne – ich sage ihm erkennt meine ja auch nicht – er meint aber, dass er alles weiß und bestätigt es auch nochmal – es war nen gutes Gespräch – ob es irgendwo hinführt keine Ahnung – wieder oben meint Jojo bei 7kn ein Bad nehmen zu müssen – alle wollen ihn davon abhalten – es ist stock düster und er ist betrunken – er macht es trotzdem – I know what I do – danach zieht er blank und wäscht sich – kein schlechtes Bild, ich genieße es – die Frauen und alle anderen schauen weg – auch Vanessa – ich habe Probleme einzuschlafen – hab Sorge, dass sich die Crew unangenehm gefühlt hat weil ich so direkt und offen mit Jojo war – am nächsten Morgen alles gut – hab nen kleinen Kater – frage Jojo, ob er sauer ist und er verneint – wir haben nen netten Hängover morgen zusammen und sehen mir unbekannte Vögel – wir kommen näher ans Land – noch sind es 60 sm – bald wird, abhängig von den Wolken Land zu sehen sein – mal sehen was das Land so bringt – 15 Tage waren wir nun auf See – werden im dunkeln ankommen – obwohl es nur noch ca. 20km sehen wir noch kein Land – zu viele Wolken – ein Delphin – ich gehe davon aus, dass ich entspannt einige Tage das Boot noch als zuhause nutzen kann – folgendes muss repariert werden: Generator, zwei Toiletten, Spühlbecken, Lenkstange, Segel?! – mal sehen, mal sehen

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Benno und Marie

the cycling dreamteam on tour :)

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