5-Wochen-Bilanz oder "Bleibt zu Hause"
- Marie
- 6. März 2021
- 5 Min. Lesezeit
Benno ist wieder erreichbar – die Zeit vergeht wie im Flug – ob er das auch so sieht? – immerhin ist er ja ein bisschen „geflogen“ auf dem Boot – und die Fische um ihn rum auch – wir telefonieren über Signal – das Internet ist kacke – mal flieg ich raus, mal er – das nervt leider ziemlich – man kann so keine ordentliche Gesprächsbeziehung aufbauen – die Hälfte des Gesprächs besteht aus „Kannst du mich hören? Ja, ich hör dich. Hm, jetzt nicht mehr. Jetzt nur abgehackt. Verdammt, dein Bild ist stehengeblieben, etc.“ – was dazukommt ist die Schwierigkeit, den anderen abzuholen – Benno überfordert mich ein bisschen mit Resultaten seines Gedankenmarathons, für den er auf dem Boot viel Zeit hatte – ungewohnt, so viel aus seinem Leben verpasst zu haben – ich komm nicht direkt mit – hab mir auch seinen 10-Seiten-Artikel noch nicht durchgelesen – bin also schlecht vorbereitet – aber auch andersrum – er hat auch so viel hier verpasst – mein Leben kommt mir im Vergleich aber irgendwie langweilig vor – komisch, haben sich so unsere Freunde/Familien auch gefühlt, als wir zusammen unterwegs waren? – hat Benno überhaupt noch Interesse an meinem Leben? – ich erinner mich, dass wir uns „damals“ immer mega über Berichte aus dem Alltag gefreut haben, auch wenn die FreundInnen gesagt haben, dass sie ja nicht so viel erlebt haben wie wir – also schick ich Benno einen „Marie-Podcast“ hinterher und erzähl nochmal ausführlich aus meinem Leben – ich will nicht, dass wir uns fremd werden – zumindest nicht mehr als nötig – das tut gut – ist quasi wie ein Zweigespräch – außerdem höre ich mir noch Bennos „Podcast“ an, also die 10 Seiten von ihm vorgelesen – okay, hatte ich mir noch schlimmer vorgestellt – aber auf einen Unterhosen-Captain hätte ich nicht soo Bock – besuche hier fleißig Bennos Familie – und meine eigene – nebenbei schreibe ich Bewerbungen, strecke meine Fühler aus – bewerbe mich als Coach, Ärztin und Ehrenamtliche – hab das erste Auswahlgespräch beim Gestalt Institut in Frankfurt für die Ausbildung – mega nett – gehe total euphorisch raus – die Frau bezeichnet treffend meine aktuelle Situation als „auslaufen“ nach einem (Reise-)Marathon – genau so fühl ich mich – noch nicht ganz angekommen – ein bisschen am Rumeiern – genieß noch die Bewegung – schau mich langsam hier um – zwischendurch denke ich, ich muss jetzt langsam ne Wohnung und ein Job finden - das Gefühl geht aber schnell wieder weg – fühlt sich einfach noch nicht so richtig an – hab noch keinen Antrieb dazu – lauf lieber noch ein bisschen aus – genieß den Schnee – genieß die Sonne – hoffe auf ein baldiges Ende von Corona – dass es nur eine dritte Mini-Welle wird – hab das Gefühl, dass keiner mehr Lust hat – viele wollen v.a. zum Frisör – auch die Politiker – nach den Kitas werden zuerst die Frisöre geöffnet – das find ich schräg – gibt es nicht wichtigere Probleme? – was ist mit den Sportstätten, sozialen Einrichtungen, Hilfen für nicht so privilegierte Menschen? – ich finde das ähnlich absurd wie Klopapier zu hamstern – Hauptsache, die Frisur sitzt – okay, ich hab vielleicht einen anderen (Haar-)Ansatz – abrasieren kann ich aber nur weiterempfehlen – fühlt sich mega an – bin auf dem Weg nach Berlin – dort Termin für ein weiteres Auswahlgespräch beim Gestalt-Institut in Berlin – und eine Woche Fahrradtour durch die Mecklenburgische Seenplatte – wie gesagt, ich laufe (oder rolle) noch aus – diesmal mit 2 Freundinnen – mit beiden sind wir auf der Reise auch schon mal gefahren – mit einer in Georgien, mit der anderen in Frankreich – die kennen sich aber noch nicht – egal, auf so einer Reise lernt man sich ja schnell kennen – beim Packen realisiere ich noch rechtzeitig, dass ich für 6 Tage mehr Klamotten mitnehmen will als ich auf der Reise dabei hatte – Anfängerfehler zum Glück noch abgewendet – mein Fahrrad wieder aufzubauen macht Spaß – zum Glück bin ich in Krefeld und Bennos Papa hat alle erdenklichen Werkzeuge – und den Rest hat Bennos Mutter – ich werde echt verwöhnt – die Maus freut sich schon auf neue Abenteuer – und ich auch – ab geht’s nach Berlin! – Wohnung hab ich da immernoch nicht in Aussicht – find ich aber nicht so schlimm – was will ich da nochmal? – vielleicht muss / will ich da ja auch gar nicht wohnen – ich schau es mir jetzt mal ein bisschen an und entscheide dann – Nähe Köln wär natürlich auch ´ne coole Option – Wohnprojekt im Kölner Umland läuft ja auch – wenn wir was finden, vielleicht einfach direkt da hinziehen? – hat jemand einen Hof zu verschenken? – naja, eins nach dem anderen – erstmal Berlin anschauen – alles weitere… ergibt sich dann schon. Wie immer halt.
Ich komm in Berlin an – fühl mich schnell wohl – vor allem bei meiner guten Freundin – manch eine/r kennt sie noch aus dem Georgien-Video – in Georgien hab auch ich sie das letzte Mal gesehen – auf dem Fahrrad – ziemlich schnell sind wir auch wieder auf dem Fahrrad und im alten Setting – fahren mit einer anderen Freundin (zu sehen auf den Frankreich Fotos) von Berlin nach Greifswald – mit Zelt, Kochen und allem, was dazu gehört – naja, bis auf das schöne Wetter – wo ist das eigentlich? – egal, die Stimmung ist mega – trotz Kälte – nachts glitzert das Zelt, bevor wir uns schlafen legen von den Eiskristallen – das Wasser im Wassersack bildet Eiswürfelchen – oh man, warum machen wir das nochmal? – zum Glück schickt meine Mam uns ein bisschen Sonne – tagsüber ein bisschen aufwärmen – abends Lagerfeuer und dann mit 5 Hosen und 8 Oberteilen und Wärmflasche ins Bett – (lau)warm ist es dann, aber man kann sich kaum bewegen – Abenteuer der anderen Art – ist auch irgendwie cool – die Stimmung ist ausgelassen – wir haben viel Spaß – die Zeit vergeht wie im Flug – am vorletzten Tag sind wir kurz davor trotzdem abzubrechen – die Sonne ist weg – Pause machen macht kein Spaß mehr – zu kalt – Hände und Füße sind taub – Janne und ich sitzen schon fast im Zug und entscheiden uns doch nochmal um – das Wunder von Anklam – am Abend wartet ein geiler Dachboden bei einem Warmshowers auf uns – wie schön eine warme Dusche sein kann – und ein warmes Haus – am letzten Tag noch kurzer Dip in die Ostsee – oder war es die Nordsee? – immernoch kalt auf jeden Fall – die Badelust hört am Knie schon auf – Bikinifotos gibt es trotzdem – und auch sonst viele coole Bilder – wer will, kann sie sich gerne anschauen und sich inspirieren lassen ;) (siehe Album "Deutschland - Marie rollt aus")
Ich bin tatsächlich noch am „auslaufen/-rollen“ – bin gespannt, wie es weitergeht. Aber ja, wird schon – hätt noch immer joot jejange
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